Frostiges per Post - Innovationen aus der Welt der Tiefkühlkost mit Benjamin Ahlers
Episode 18

Darum gehts in dieser Folge

Eiskalt, gesund und lecker! In dieser Folge tauchen wir ein in die Welt der Tiefkühlkost. Stefan Fak spricht mit Benjamin Ahlers von Every Foods, einer Firma für vegane Fertiggerichte, die tiefgekühlt per Post ausgeliefert werden. Warum der Fokus auf den Onlinehandel und direkte Kundenbeziehungen eine Schlüsselrolle spielen, wie kulturelle Unterschiede sowie Gesundheit und Geschmack in die Produktentwicklung einfließen und wie nachhaltig Tiefkühlkost sein kann – all das erfahrt ihr in dieser Folge. Außerdem erklärt Benjamin die Vorteile des Gefrierprozesses und stellt den schweren Vergleich zum frischen Wochenmarkt her. Freut euch auf ein spannendes Gespräch über die Zukunft der Tiefkühlkost voller frostiger Genusserlebnisse!

Hier die ganze Folge zum nachlesen

Herzlich willkommen zu Food Fak(t). Unser heutiger Gast ist ein Pionier auf dem Gebiet der Tiefkühlkost, ein Visionär der modernen Küche, der Gründer des jungen Unternehmens Every Foods, Benjamin Ahlers. Wir blicken heute also hinter die Kulissen der Tiefkühlindustrie. Tiefkühlung gibt es seit über 100 Jahren und das ist damit schon fast eine traditionelle Methode, um Lebensmittel haltbar zu machen. Umso spannender finde ich die Frage, welche innovativen Ansätze Benjamin im Bereich der Tiefkühlung verfolgt. Also freuen wir uns auf ein cooles Gespräch und hoffentlich auch auf ein bisschen gefriergetrockneten Humor, der das Eis zum Schmelzen bringt. Hallo lieber Benjamin. Ich freue mich sehr, dass du zu Gast bei Food Fak(t) bist. Bevor wir starten, in die Welt der frostigen Leckereien eintauchen, habe ich eine kleine Stärkung für dich. Lass uns doch mal diese Schokolade hier probieren. Knusper, knusper. Ich probiere auch mal eine.

Man kann es auf jeden Fall essen.

Also das Spannende ist, das ist eine Schokolade, die ohne Kakao ist. Also es ist eine kakaofreie Schokolade auf Basis von fermentierten Haferkernen. Das heißt, da ist gar keine Schokolade drin.

Ja, interessant. Warum?

Warum? Das wird man in einer der nächsten Folgen von Food Fak(t) hören, denn die Gründerin dieser Firma, die das macht, ist in einer der nächsten Folgen bei uns zu Gast.

Ich bin kein Schokoladen-Fanatiker, aber es ist natürlich ja, man kennt ja das Produkt so. Das ist eine, glaube ich, ganz gute Anwendung auf jeden Fall dafür.

Aber wie gesagt, du bist ja nicht als Chocolatier hier, sondern heute geht es ja um Tiefkühlprodukte. Ist jetzt eine kleine Stärkung vorab, aber lass uns doch gleich mal einsteigen. Ich habe mal angeschaut, wie sich der Markt für Tiefkühl-Produkte in den letzten 15 Jahren entwickelt hat. Der Umsatz ist von 3 Milliarden auf 22 Milliarden gestiegen. Also er hat sich versiebenfacht. Warum glaubst du, ist Tiefkühlkost so beliebt geworden?

Es ist interessant. Also ich glaube, Tiefkühlkost hatte ja immer das Problem, dass es ein großes Stigma hatte. Deswegen, ich bin selber ein bisschen überrascht. Ich kenne jetzt die Zahlen nicht, aber ich glaube, dass die Lösung ist an sich eine no brainer Lösung ist, würde ich sagen. Also Der Prozess dahinter, die Infrastruktur, die Effizienz der Herstellung, das Frieren als Konservierung sozusagen, ist super effizient und effektiv. Das hat schon, glaube ich, eine Berechtigung am Markt.

Ich habe gesehen, Backwaren und Süßspeisen haben das größte Plus, Gemüse dagegen ein Minus. Sind jetzt Backwaren und Süßspeisen da die Trendsortimente?

Wahrscheinlich schon, vielleicht, also wenn es jetzt global gesehen oder national gesehen die Zahlen das so sagen, dann glaube ich das. Es macht ja auch Sinn, also so Snack ist ja auch eine Kategorie, die irgendwie sich wahnsinnig stark entwickelt. Gemüse ist ja eher so unser Thema, wenn das einen Rückgang erlebt, das ist natürlich auch interessant. Wir vergleichen uns natürlich jetzt nicht so wirklich mit den Makromarkttrends, muss man sagen. Also wir sind ja noch irgendwie so klein, deswegen – ich habe jetzt nicht so den Blick auf, wie ist sozusagen die Industrie als Ganzes, sondern ich beschäftige mich dann eher damit, was ist so die Meinung des Marktes zu dann vielleicht einzelnen Kategorien wie z.B. Gemüse und da kann man glaube ich sagen, ist noch sehr, sehr viel Stigma. Vielleicht bei beim Gebäck oder sowas ist es ja auch relativ klar, dass du vielleicht jetzt nicht unbedingt das Allergesündeste oder Allerfrischeste oder sowas haben willst, sondern es ist eher dann so ein comfort food und das funktioniert ja super gut. Ich glaube, also ich weiß z.B., dass Pizza einer der größten Kategorien mit Abstand im TK-Bereich ist und das macht auch Sinn. Also das ist ja aber nichts, wo man unbedingt jetzt den Anspruch hat, okay das sollte jetzt meine Ernährung für immer unterstützen, sondern es ist vielleicht so eine Situation, wo man mal gemütlich ist, einen Film guckt und dann kurz irgendwie eine Pizza haben möchte und dafür ist, das ist glaube ich, auch so der klassische Use Case, der vorherrscht so in den Köpfen. Wenn du jetzt auf die Straße gehst und Leute fragst, dann glaube ich, würde das so die Antwort sein wahrscheinlich.

Ich fand das ja ganz witzig, der Erfinder der Tiefkühlanlage, das war Clarence Birdseye, was für ein lustiger Name, und vor 100 Jahren hat er diese Tiefkühlanlagen erfunden. Das hat ja schon das Essverhalten der Menschen ziemlich revolutioniert. Wie denkst du denn, hat sich das verändert, die Essgewohnheiten durch die Tiefkühlkost?

Also ich glaube, das war wahrscheinlich so der erste Riesentrend Richtung Convenience. Das war schon sehr innovativ zu der Zeit, also auch wirklich bahnbrechend würde ich sagen. Also hat ja auch dann ganz viele verschiedene Auswirkungen, also sozusagen, wie viel man eigentlich investieren muss in Kochen, welchen Wert eigentlich ein selbstgekochtes z.B. Abendessen hat, wie dann auch z.B. die Kultur des Essens in Familien irgendwie sich verändert. Also ich meine, davor war ja schon, also ist immer noch, aber Kochen als sozusagen Nr. Eins Lösung und das hat dann schon irgendwie die Türen aufgemacht, glaube ich, für Alternativen und wenn du jetzt guckst, das ist wahrscheinlich dann auch mit unterstützend, diese Gesamtmarktentwicklung, dass du halt, wenn du jetzt überlegst, wie oft isst du noch ganz traditionell ein selbstgekochtes Mahl zuhause, ist wahrscheinlich anteilig super runtergegangen. Das geht natürlich auch einher mit gesellschaftlicher Entwicklung, Demografie verändert sich, Leute sind jetzt eher vielleicht länger Single, leben alleine. In Großstädten werden die Küchen kleiner beziehungsweise, es gibt jetzt glaube ich auch schon viele Wohnungen, wo eine Küche gar nicht so richtig mehr eine Rolle spielt im Schnitt der Wohnung sozusagen. Ich glaube, das ist schon ein sehr großer Trend. Also so dieses Convenience in den verschiedensten Facetten. Und Tiefkühl war wahrscheinlich das erste, was da so mainstream die Türen aufgemacht hat, würde ich sagen.

Wobei Deutschland ja trotzdem, finde ich, noch ein bisschen hinterherhinkt. Wenn ich jetzt in Amerika in den Supermarkt gehe, da kriege ich ja von den geschnittenen Bananen, Äpfel alles tiefkühl. Ich habe auch das Gefühl, die Supermärkte haben Riesenflächen für Tiefkühlkost, viel mehr als z.B. für frische. Und auch in Europa gibt es ja manche Länder, wo es Supermärkte gibt, da gibt es überhaupt nur Tiefkühlkost. Wird es sowas in Deutschland auch mal geben? Wird das Tiefkühlregal in Deutschland wachsen oder ist es eher stagnierend oder gleichbleibleibend?

Das weiß ich auch nicht, ehrlicherweise kann ich jetzt nicht so sagen. Wenn man es vergleicht mit anderen Ländern, auch in Europa, dann ist also Tiefkühl muss man immer differenzieren. Also es gibt ja das Convenience generell und dann gibt es Tiefkühl. Ich glaube in anderen Märkten wie z.B. Holland oder sowas ist Convenience viel verbreiteter, aber dann auch nicht unbedingt alles tiefkühl. Also ich glaube, das ist so ein bisschen die Frage, welchen Weg man gehen wird. Aber ich glaube schon, dass sich die Kategorie generell entwickeln wird und dadurch, dass tiefkühl schon eine sehr gute Lösung ist, auf die Gründe kommen wir vielleicht gleich, aber dass sich das durchsetzen wird, weil es einfach sinnvoll ist.

Die Frage muss ich dir stellen, weil ich mir die wirklich jedes Mal, wenn ich vor dem Tiefkühlregal stehe, selber stelle. Wie erkenne ich denn ein gutes Tiefkühlprodukt? Das Foto ist ja immer hübsch, egal von wem jetzt die Pizza oder der Gemüseauflauf ist.

Genau, also ich würde wahrscheinlich als erstes immer auf die Zutaten gucken, also was ist da drin? Und dann sieht man ganz schnell, sind da irgendwelche Sachen drin, die man eigentlich jetzt nicht normalerweise verwenden würde für sich selber zu Hause in der Küche. Also ich rede jetzt von Zusatzstoffen, Farbstoffen und so weiter. Auch jetzt mittlerweile sind es so kleine Hinweise, die man gar nicht unbedingt so auf dem Schirm hat. Aber sowas wie z.B. Gewürze als Flächenbegriff ist immer eigentlich versteckt, ist irgendwas dahinter oder natürliche Aromen hört sich auch erst mal irgendwie ganz okay an. Da kann aber ganz viel hinter sein oder Molkereiprodukt oder sowas. Also das sind so die kleinen Hinweise, wo man sagt, okay, das ist wahrscheinlich ein hochverarbeitetes industrielles Produkt, was auch einfach optimiert ist, um günstig zu sein. Und das zweite ist wahrscheinlich der Preis. Also ich sage jetzt nicht, kauf unbedingt die teuren Sachen, aber wenn irgendwie ein Gericht, sage ich mal €2,50 kostet, dann kann man sich auch vorstellen, dass das jetzt vielleicht nicht die allerbesten Zutaten sind. Aber ich gebe dir total recht, wenn man jetzt vor dem Tiefkühlregal steht und alles ist verpackt, ist es auch super schwer. Also da muss man wahrscheinlich auch ein bisschen sich durchprobieren und einfach gucken. Aber das ist glaube ich ein Problem.

Mir ist ein bisschen aufgefallen, dass sich die Qualität der Gemüsesorten z.B. ändert. Also ich habe das Gefühl, früher, wenn meine Mutter einen Blattspinat tiefkühl gemacht hat, dann waren da Blätter drin. Heute kaufe ich ein Blattspinat, vor allem in vielen Eigenmarken und dann kriege ich mal 40 % nur Stängel, irgendwelchen Schredder rein. Und das ist natürlich gerade wenn man das jetzt als Beilage verwenden will, nicht besonders hübsch. Und dann ärgere ich mich, meine Mutter, die ist leider schon ein bisschen älter, die sagt ja, schneid sie halt ab oder such sie halt raus. Dann habe ich gedacht, ja, ich rede von Tiefkühlspinat, das ist jetzt nicht irgendwie.

Ja, also ich glaube, dass das schon ein Problem ist, das ist auch ein deutsches Problem, glaube ich. Der Markt ist sehr preissensitiv. Also Kosten optimieren ist ein sehr, sehr großes Thema, schon immer gewesen, aber vor allem jetzt glaube ich auch noch mehr. Das heißt, das kann dazu führen natürlich, dass man ein bisschen an der Qualität spart. Es gibt natürlich im Tiefkühlbereich, genau wie in jedem anderen Bereich, verschiedene Klassen an Qualität. Und wenn man dann den Spinat kauft, also das ist natürlich nicht gekennzeichnet, da steht natürlich nicht drauf, das ist jetzt hier etwa so B-Ware oder so, kann man jetzt glaube ich nicht von außen erkennen. Aber das ist natürlich so, dass du verschiedene Qualitäten hast.

Was ist denn der Unterschied zwischen euren Produkten, die man ja online kaufen kann und den Produkten, die ich jetzt z.B. im Supermarkt kaufen kann.

Der größte Unterschied sind tatsächlich die Zutaten selbst. Also welche nutzen wir? Also genau das, was ich eigentlich gerade gesagt habe. Es gibt verschiedene sozusagen Qualitäten von Zutaten, genauso wie es überall sonst auch verschiedene Qualitäten gibt. Wir achten sehr darauf, das Beste zu nehmen, was verfügbar ist. Wir haben auch eine große Auswahl, also wenn wir Produkte entwickeln, dann haben wir auch eine Auswahl an sozusagen verschiedene Brokkolisorten, verschiedene Karottensorten, die wir dann auch probieren. Und die unterscheiden sich schon sehr doll. Das heißt, das ist das eine.

Das Beste ist jetzt der Geschmack, ist es der Preis, ist es ist vielleicht der Gesundheitsaspekt?

Also wir optimieren meistens auf Geschmack primär. Es gibt natürlich, also bei einer Karotte kannst du da jetzt auch nicht so viel falsch machen. Wir sind ja auch bewusst im Premium-Segment positioniert, sodass wir uns nicht so viele Gedanken darüber machen müssen, dass wir jetzt irgendwie einen halben Cent oder sowas sparen auf einer Rohware, da gehen wir immer eigentlich auf Geschmack. Das ist auch ganz bewusst so gewählt. Und das ist, glaube ich der große Unterschied. Deswegen sind wir auch nicht im Supermarkt, weil im Supermarkt bist du direkt in der großen Masse und da ist eben der Preisdruck ganz, ganz spürbar. Und wir mit unserem Online-Vertrieb können in gewisser Weise auch uns sozusagen rausfiltern aus der Masse und sagen, gut, das ist vielleicht nicht für alle, aber es ist eben für diejenigen, die Qualität besonders schätzen. Und dann das andere ist natürlich nicht nur die einzelnen Zutaten, sondern auch die Komposition. Also wir nutzen auch sehr großzügig teure Rohwaren, also z.B. Kräuter sind teuer, aber wir nutzen viel davon, weil das eben zu einem guten Rezept führt und zu einem guten Geschmack im Gericht am Ende. Und das ist auch eben genau das gleiche, was sich viele, die im Supermarkt dann liegen, nicht leisten wollen, weil man genau weiß, okay, wenn das Gericht €0,10 teurer ist, dann bricht der Absatz um – was auch immer –  30 % ein. Lohnt sich nicht.

Wie entwickelt ihr denn die Rezepte?

Das machen wir selber in verschiedenen Arten und Weisen, aber meistens haben wir eine Inspiration irgendwo. Ich meine, es gibt ja ganz, ganz, also wir sind im Herzen Berlins, wir gehen viel irgendwie lokal essen und lassen uns inspirieren. Das Internet ist auch voller Zutaten und Gerichte, die irgendwie interessant sind. Und dann entwickeln wir diese Konzepte und gehen dann in eine Produktentwicklungsküche und entwickeln das und testen das, versuchen dann die verschiedenen Optionen auszutesten. Und dann haben wir meistens, wenn wir jetzt sagen wir mal einen Sommer-Launch haben, das, wir machen das immer so saisonal, haben drei Gerichte die wir rausbringen wollen, dann haben wir meistens 10 verschiedene Konzepte, die dann Prototypen sind. Manchmal schicken wir das dann noch an verschiedene Kundengruppen von uns für Feedback und dann sieben wir eben raus und am Ende gewinnen dann drei und die kommen dann raus.

Inwiefern berücksichtigt ihr da auch kulturelle Unterschiede? Ihr verschickt ja beispielsweise deutschlandweit und ich könnte mir vorstellen, dass jetzt der bayerische Gaumen gerne was anderes essen möchte als der Kieler oder der Hamburger.

Ja, ja, mit Sicherheit. Also ich glaube, da sind wir auch. Also unsere beiden Säulen sozusagen sind einmal Gesundheit und Geschmack. Also wir wollen diese Brücke letzten Endes schlagen zwischen es sind gesunde Gerichte, aber sie schmecken trotzdem gut. Und am Ende geht es darum, eigentlich ganz simpel super viel Gemüse zu essen. Also einen hohen Anteil des Kalorienbedarfs sollte durch Gemüse gedeckt werden. Und das ist natürlich dann nicht unbedingt, weiß ich nicht, Pilzrahm, sonst was oder irgendwas mit Rotkohl und Fleisch ja sowieso nicht. Aber so filtern wir sozusagen auch schon ein bisschen raus. Und ich glaube, der Kieler und auch der Bayer, die werden immer mal wieder dann vielleicht zu ihrem traditionellen Gericht greifen. Aber für dann sozusagen das Grundrauschen, wenn man sich gesund ernähren will, dann würde man vielleicht diese Gerichte nutzen.

Wie gesund ist das wirklich im Vergleich zu einem Wochenmarkte Einkauf, wo ich sage, ich kaufe mir frische Karotten, frische Kräuter, frischen Salat und mache mir daraus eine leckere Bowl?

Es kommt natürlich immer darauf an, wie alt das Gemüse ist, was man frisch kauft. Es gibt auch übrigens verschiedene Arten von Tiefkühlung. Das eine ist so das traditionelle, was man vielleicht kennt. Man kocht sich was mit frischen Zutaten und friert es dann ein. Das ist das, was man wahrscheinlich zu Hause machen würde, wenn man irgendwie irgendwas hat, was übrig geblieben ist. So machen wir es nicht. Also unsere Zutaten werden alle am Tag der Ernte also geerntet und dann werden sie, je nachdem, was es ist, kurz blanchiert z.B. und dann direkt eingefroren. Es passiert alles innerhalb von wenigen Stunden nach der Ernte. Das bedeutet für uns, wir können ernten, wenn das Gemüse perfekt reif ist, müssen da auch nicht irgendwie einplanen, dass es einen Reifeprozess gibt während des Transports. Das heißt, wir haben da schon grundsätzlich einen eigentlich optimalen Gehalt von Nährstoffen und Vitaminen. Und das, was dann eben genial ist an der Tiefkühlung, ist, dass das auch dann bleibt. Also es wird sozusagen wirklich eingefroren, wortwörtlich, mit allen Nährstoffen. Und der Abfall der Nährstoffe ist dann über eine ganz lange Zeit extrem langsam. Also wir haben nach ungefähr einem Jahr immer noch 80 % aller Nährstoffe enthalten. Wenn man das vergleicht mit einem Wochenmarkt Gemüse oder einem frischen Gemüse, was das ist. Also man könnte auch genau unsere Erbse sozusagen zeitgleich ernten und nach vier Tagen hast du, wenn du es nicht einfrierst, schon nur 60. %.

Nur die Erbse wird dann noch mal verkocht und noch mal eingefroren oder wie ist denn das?

Genau, also sie wird blanchiert kurz. Das ist aber auch nicht nachteilig. Also das ist wirklich nur ein ganz, ganz kurzer Prozess, ein Wasserbad sozusagen, damit es nicht roh ist und dann bleibt es so und das ist dann sozusagen wirklich am Peak der Nährwerte und es wird eingefroren und das ist sehr, sehr schwer.

Und nicht mehr aufgetaut oder nochmal verkocht?

Genau, gar nicht. Also das kommt dann sozusagen in genau diesem Zustand, wie ich es gerade beschrieben habe, kommen alle Zutaten zusammen. Und das erste Mal, wo sie dann wieder aufgehitzt werden, ist, wenn du sie zu Hause bei dir in der Pfanne erwärmst. Und damit sind sie sozusagen wirklich maximal frisch. Also es geht eigentlich nicht frischer. Es sei denn natürlich, du hast einen Wochenmarkt, wo du weißt, okay, das Gemüse ist von heute, ich kaufe es heute, ich koche es heute, ich esse es heute. Das ist wahrscheinlich ein besseres Resultat dann am Ende, was so Gesundheit und Nährstoffe angeht, aber alles andere ist eigentlich automatisch schlechter.

Aber du kannst ja nicht eine Kartoffel oder eine Karotte, kannst ja nicht nur blanchieren, also die musst du ja eigentlich richtig kochen, oder?

Genau, eine Kartoffel ist natürlich jetzt auch ein bisschen anderes Beispiel, weil das ja auch vom, das ist ja kein sozusagen frisches Gemüse, aber gleiches Prinzip. Natürlich musst du es zu dem Grad kochen, wo es dann durch ist, aber blanchieren ist eigentlich so die schonendste Art und Weise so. Wir haben auch einige Produkte teilweise, das wird dann gegrillt oder sowas. Also es ist, natürlich gehen wir da in gewisser Weise Kompromisse ein, also ist jetzt nicht Rohkost, das ist klar, aber wenn du es jetzt vergleichst mit frischen Zutaten, die frisch gekocht sind, in dem gleichen Stil, dann ist es, wie ich es meinte, mit hoher Wahrscheinlichkeit würde ich sagen, sind die Nährstoffe besser erhalten.

Hast du da Lieblingsgerichte in eurem Sortiment, wo du sagst, das würde ich jetzt sofort essen?

Ja, ich werde wahrscheinlich gleich ins Büro fahren und irgendwas essen. Z.B. eins, was am besten ist immer seit Jahren: Golden Curry. Das ist ein Curry Gericht, das hat auch viel frisches Gemüse, auch Spinat.

Die Sachen verschickt ihr ja mit der Post, hast du erzählt. Ist das sicher? Also kommt das dann nicht schon halb aufgetaut bei mir zu Hause an?

Im Idealfall nicht. Und ich sage mal, in 98 % der Fälle kommt es auch perfekt gefroren noch an. Natürlich ist das ein kleines Risiko, aber meistens klappt es sehr gut. Also wir haben eine Isolierung, wir haben Kühlmittel, Trockeneis, aber auch so Gel Pads. Und das funktioniert schon sehr gut.

Also bei mir zu Hause zumindest ist es fast immer so, wenn der Postbote das da nicht hinauftragen will, sondern irgendwo abgibt und oder ich bin auf Urlaub, dann ist das kaputt, oder?

Klar, wenn du nicht da bist, im Urlaub bist und keine Nachbarn hast und einfach niemand da ist, dann ist natürlich keine Chance. Aber idealerweise hast du das natürlich auf dem Schirm. Also du könntest z.B., was passiert manchmal, ist, dass es zum Paketshop geliefert wird, wo man es dann abholen kann. Also wir planen das auch so, dass es auch noch am nächsten Tag theoretisch gefroren ist. Also man hat so einen kleinen Puffer auch.

Ist das nachhaltig? Weil du hast ja wahnsinnig viel Verpackungsmaterial. Tiefkühl an sich ist ja, glaube ich auch nicht sehr nachhaltig und umweltschonend, oder wie siehst du das?

Tatsächlich ist es intuitiv, würde ich sagen, richtig. Man stutzt erst mal so, was Nachhaltigkeit angeht. Man hat das Gefühl, dass viel Energie in die Kühlung reingeht. Man hat das Gefühl, dass es in unserem Fall z.B. viel Verpackung ist, die ankommt. Allerdings ist es in der Gesamtbetrachtung tatsächlich anders. Es ist relativ kompliziert, das sozusagen alles aufzubrechen. Deswegen herrscht auch dieses Stigma so vor. Aber also vielleicht zum ersten Punkt: insgesamt CO2-Fußabdruck, was Zutaten und Tiefkühlung angeht: Es ist so, dass wir z.B. 100 % des Gemüses aus dem Freilandanbau beziehen. Also nichts ist jemals in irgendwelchen Gewächshäusern. Allein dieser Unterschied ist enorm. Das heißt, wir können dadurch ganz viel beziehen, auch sozusagen nicht nur aus lokalen Regionen, aber wo dann ganzjährig angebaut wird. Das heißt z.B. eine Paprika, die in unserem Fall aus Portugal kommt, die wird optimal angebaut mit, also ohne jegliche Energiezufuhr, was den Anbau angeht. Das ist in Deutschland z.B. komplett anders. Und dann wird es gefroren. Es wird schon sozusagen in dem richtigen Schnitt gefroren. Das heißt, Stiel und Innenleben und sowas bleibt auf dem Feld. Es wird auch einfach auf dem Feld gelassen, kann dann sozusagen als Düngemittel weiterverarbeitet werden. Dadurch passt viel, viel mehr in den Transport und dann hast du natürlich – ein ungekühlter Transport ist natürlich weniger energieintensiv als ein gekühlter Transport – aber diese ganzen anderen Effekte, also die Skala, die Tatsache, dass du mehr sozusagen nutzbaren Raum hast, dass der Anbau optimal stattfindet, sorgt am Ende dafür, dass du eine weniger große CO2-Last hast, als wenn du es frisch erntest. Das ist natürlich immer nur einen Vergleich auf sozusagen nationaler und internationaler Ebene. Also wenn du jetzt z.B. deinen Wochenmarkt hast, der kommt direkt irgendwie aus, weiß nicht, 2 km Umkreis, ist natürlich besser, keine Frage. Aber wenn du jetzt den industriellen Schnitt anguckst, dann kann Tiefkühlkost definitiv mithalten.

Aber warum kommt jetzt die aus Portugal noch nicht aus Deutschland, diese Paprika?

Naja, weil du in Deutschland könntest du nur in einem ganz kleinen Fenster das anbauen. Das heißt, das wäre möglich, aber dann hast du eben nur ein paar Monate im Jahr, wo du das machen kannst.

Aber das wird ja eh eingefroren, dann hält es ja, oder? Also wenn ich die Woche habe, wo ich den Paprika ernten kann, dann hole ich mir den und dann friere ich ihn ein und dann passt es doch.

Genau, aber das existiert eigentlich effektiv nicht so richtig, sondern der Standard wäre dann, dass du ein Gewächshaus hast in Deutschland mit Paprika. Das heißt in deinem Fall ja, aber das machen super wenige, dass die wirklich nur saisonal dann anbauen. Also der Standard ist, dass du durchgehend dann ein beheiztes Gewächshaus hast. Das ist dann im Sommer sozusagen offen und nicht beheizt, aber alle anderen Monate ist es beheizt und das führt dann eben dazu, dass es in Summe schlechter ist. Also wir vergleichen uns nicht mit diesem sehr lokalen Anbau, da können wir nicht mithalten. Aber es ist eben auch ein anderer Modus. Also wir könnten auch gar nicht beziehen von ganz kleinen Betrieben, die das so machen, einfach aus einer logistischen Perspektive, aus einer Mengen-Perspektive und so weiter.

Aber das was du beschreibst, dass eben das Gemüse frisch geerntet und eingefroren wird. Mein Gefühl ist, das ist ja schon auch ein Industriestandard, oder? Oder ist das was Besonderes, was jetzt eben bei euch oder bei vielleicht ein, zwei Anbietern nur der Fall ist? Ist diese ganze Tiefkühlindustrie nicht schon so aufgesetzt?

Im Großteil ist also viel ist es so, ja. Es gibt auch aber viele Anbieter, die eben das, was ich vorhin beschrieben haben, in traditioneller Art und Weise mit frischen Zutaten kochen und es dann einfrieren, das gibt es auch nicht wenig. Also ich glaube schon, dass das immer noch recht nischig ist. Also das, was ich gerade beschrieben habe mit am Anbaugebiet eingefroren, also das ist jetzt gerade für Gemüse, also weil z.B. eine Tiefkühlpizza, die arbeitet z.B. nicht so, die hat frische Zutaten meistens, die dann gebacken werden und so weiter. Also das ist ein anderer Ablauf.

Da ist mir natürlich auch das Gesundheitsthema nicht so wichtig. Wenn ich mir auf der Couch eine Pizza reinpfeife und dann vielleicht nachher noch ein paar Pralinchen, dann ist mir das wahrscheinlich auch egal wie viel Vitamine und Nährstoffe ich aufnehmen.

Ja, also es ist auch. Aber es ist vor allem auch wirklich eine Effizienzfrage, also eine Ressourcenfrage. Wie viel Input hast du im Anbau insgesamt? Das ist auch ein treibender Faktor dafür, dass man das so macht, weil es eben Sinn macht. Also CO2-Einsparungen sind ja auch im weitesten Sinne Ressourceneinsparungen. Es ist ja auch wirtschaftlich incentiviert, dass man das so macht.

Welche Rolle spielt denn da die Schockfrostung?

Naja, Schockfrostung ist letzten Endes ein sehr schneller Vorgang, um auf eine sehr niedrige Temperatur zu kommen. Also das ist letzten Endes die industrielle Tiefkühlung, kann man sagen. Das ist auch nicht immer so, aber gerade jetzt so bei Gemüse ist es schon wichtig, dass man. Das sind so, wie stellt man sich das vor? Das ist ein Kanal, wo relativ schnell das Gemüse durchläuft und auch mit viel Wind, also sozusagen, dass es schnell runterkühlt. Und das ist eben eine Maschine, die innerhalb von, ich glaube, da kommst du in 10 Minuten, kommst du eben auf eine Kerntemperatur von unter -20 Grad und die Umluft sozusagen ist teilweise -40 Grad. Das ist einfach ein sehr schneller Prozess um einzufrieren. Und der Grund, warum du das macht ist, dass in dieser Zeit die Eiskristalle, also das Wasser hat keine Chance, Eiskristalle zu bilden. Eiskristalle bilden sich, wenn man langsam einfriert. Das heißt, du kochst, lässt es irgendwie abkühlen, tust du es in deinen häuslichen Tiefkühler, dann hast du eben auch was Konsistenz und sowas angeht, so z.B. bei Karotten kennt man das, das fühlt sich dann so an, als würde man auf so einen Schwamm beißen. Das ist dann so wässrig, weil sich Eiskristalle aufgebreitet haben und das umgeht eben das Schockfrieren.

Das heißt, es ist auch ein gewisses Qualitätskriterium, dass man eine schockgefrostete Ware verwendet.

Auf jeden Fall.

Gibt es andere Kriterien, wie ihr die Qualität der Zutaten sicherstellt?

Ja, also wir haben ganz strenges Augenmerk auf letzten Endes die Anbaukriterien, was so verschiedene Hilfsmittel angeht. Also z.B. auch beim Schälen von Gemüse werden oft Mittel verwendet, die chemisch sind letzten Endes, damit die Schale besser abgeht. So was alles vermeiden wir komplett. Und das sind aber auch leider alles so Sachen und du sprichst am Anfang einen sehr wichtigen Punkt an, das ist aus Verbrauchersicht gar nicht so leicht zu sehen. Also das ist nicht deklariert, das steht nicht auf der Verpackung. Das ist eigentlich mit eine der größten Herausforderungen.

Verpackungen. Gibt es da irgendwie Trends oder Konzepte, wo du sagst, das geht in Richtung Nachhaltigkeit, da gibt es Möglichkeiten, die Verpackung zu optimieren?

Ja klar, also wir haben auch bei uns eine ziemliche Reise durchgemacht von verschiedenen Lösungen jetzt für die Isolierung und sowas, von letzten Endes einem Fokus auf z.B. Vermeidung von Plastik, aber auch immer einen Blick darauf zu haben, was sind eigentlich die Gesamtemissionen, die man hat in dem Mix der Verpackung. Also wie viel Material wird verwendet, wie viel Material muss verwendet werden, um die Kühlung zu gewährleisten, aber auch die Produktsicherheit zu gewährleisten. Da passiert sehr sehr viel. Manchmal ist auch ein gutes Monomaterial von z.B. Plastik PE nicht so schlecht, wie man denkt, weil es eben nicht ein Verbundstoff ist, der schlecht recycelbar ist. Das heißt, es gibt auch ganz viele Sachen, die nicht intuitiv sind. Und da versuchen wir auch immer eigentlich eher einen Ansatz zu fahren, wo wir sagen, okay, das macht rein logisch Sinn und es ist nicht unbedingt entsprechend dem, was jetzt der Markt denkt, weil z.B. sieht man ja einen Riesentrend von Verpackungen, die dann auf einmal Glas sind überall, ist aber nicht zwingenderweise besser. Manchmal ja, manchmal nein. Oder auch z.B. Papier, was beschichtet ist mit Plastik. Ein Verbundmaterial wirkt auf den Nutzer am Ende irgendwie ganz gut, aber es ist dann fraglich, was sozusagen das System dieses Materials eigentlich erwirkt.

Aus so einem Material, so einem Verpackungsmaterial kommen ja oder können ja auch Schadstoffe rauskommen. Also man spricht von Migration von Schadstoffen. Das ist ja im Trockenregal, also bei Reis, bei Schokolade, das ist ja ein sehr heißes Eisen, weil das relativ schnell passieren kann. Wie ist denn das bei Tiefkühl, also hält die Temperatur dann auch die Schadstoffe zurück? Gibt es da andere Kriterien für Migration?

Ja, also für Migration ist ja auf jeden Fall Hitze ein Riesenkriterium. Also wenn man z.B. Plastikmaterialien hat, die dann erhitzt werden, z.b. in der Mikrowelle ist es schon mal nicht unbedingt gut. Kälte ist auf jeden Fall ein Schutzmechanismus. Also das ist auch unser Credo. Wir verwenden, wenn es geht, sehr, sehr gut getestete Materialien einfach. Also wir würden auch lieber nicht unbedingt jetzt das innovativste Material nehmen, wenn dann z.b. auch die Sicherheit des Lebensmittels oder sowas beeinträchtigt werden könnte. Da sind wir dann auch eher konservativ, weil ich glaube, diese ganzen Sachen muss man auch nicht unbedingt immer. Also das macht vielleicht Sinn, auch dass andere da mehr pushen, weil man das auch kann, wenn man viel größere Mengen hat und viel größere Mittel hat, um jetzt neue Materialien zu testen.

Wie geht ihr denn mit der Kritik an euren Produkten um? Also wenn Kritik von Konsumenten, Konsumentinnen kommt?

Also grundsätzlich sind wir eigentlich immer. Also versuchen wir sehr offen zu sein. Wir nehmen es als Feedback. Also wenn jetzt. Also es gibt ja verschiedenste Arten von Feedback. Das eine ist dann rezeptorisch, wie sind die Gerichte? Das schmeckt mir nicht. Das ist natürlich immer super subjektiv und auch schwer da für alle immer den gemeinsamen Nenner zu finden. Aber wir zehren da viel raus und wir fragen auch aktiv nach Feedback. Also wir haben verschiedenste Panels, wir haben Umfragen und so weiter. Wenn es um das Gesamtkonzept geht, wie z.b. das, was du auch angesprochen hattest, die Verpackung, da versuchen wir dann eher aufzuklären, zu sagen, okay, z.B. Verpackung, am Ende hat man das Gefühl vielleicht, es ist relativ viel Müll. Ist auch so, allerdings muss man bedenken, dass das wirklich eigentlich 100 % des Mülls ist, der entlang der gesamten Wertschöpfung anfällt, weil eben dieser ganze Tiefkühlprozess, wir arbeiten eigentlich komplett ohne. Also natürlich gibt es Trägerverpackungen, aber die sind dann im Tonnenbereich, das heißt pro Kilo fällt eigentlich fast gar keine Verpackung an. Wir haben auch andere Vorteile, die dann z.B. dazu beitragen, dass man die Verpackung vielleicht eher ertragen kann, nämlich, dass entlang der gesamten Wertschöpfung auch nichts weggeworfen wird. Also auch bei den Nutzern am Ende zu Hause wird, wann hat man das letzte mal ein Tiefkühlgericht weggeschmissen, weil es abgelaufen ist? Das kommt so gut wie nie vor. Das heißt, am Ende ist es immer relativ schwierig zu sagen, okay, das ist das Gesamtbild und darauf kommt es ja an, wie viel CO2 wird emittiert pro Gericht.

Aber habt ihr euch schon mal überlegt, so wiederverwertbare oder rückführbare Verpackungsmaterialien einzusetzen? Also so eine Art Pfandsystem?

Ja, ist immer wieder im Gespräch. Am Ende ist das auch was, wo wir, glaube ich, noch nicht ganz die Größe haben, dass sich das lohnen würde. Das ist schon sehr kompliziert. Und am Ende, wenn wir das jetzt machen würden, würde es wahrscheinlich auch, also es würde vielleicht emotional einen positiven Beitrag leisten, aber wenn man dann wirklich auf die harten Fakten guckt, wäre es wahrscheinlich schlechter als das, was wir jetzt machen. Deswegen würden wir es im Moment auch noch nicht machen. Aber wenn wir irgendwann in jeder Stadt wahnsinnig viele Kunden hätten, dann natürlich könnte man sich überlegen, ob man sowas einführt. Das könnte dann funktionieren, ja. Aber das braucht einfach eine wahnsinnig große Scale, damit das klappt.

Jetzt hast du gesagt, ihr seid noch recht klein. Also habt ihr da so einen Vorteil wie viele kleine Unternehmen, dass sie relativ flexibel auf Markttrends reagieren können? Wie flexibel seid ihr denn?

Also ich glaube, die Flexibilität kommt vor allem dadurch, dass wir nicht im Supermarkt sind, sondern eben unseren Vertriebskanal. Also wir haben unsere Entwicklung und unseren Vertriebskanal letztendlich super nah beieinander. Das heißt, wenn wir irgendwas sehen, irgendeine Reaktion haben, dann können wir es auch direkt anpassen und wir können neue Produkte reinbringen. Wir können aber auch Produkte rausnehmen, je nachdem, wie es eben ankommt. Und da haben wir nicht irgendwie einen Händler in der Mitte mit irgendwelchen Ansprüchen, was Preis und Listung und Listungsgebühren und so weiter. Also ich glaube, daher kommt die Flexibilität. Dass wir klein sind generell, ist glaube ich gar nicht so der Riesenvorteil. Es ist eher der Kanal.

Wie glaubst du, wird sich das weiterentwickeln in Zukunft, der Kanal und das Thema Tiefkühlkost, Online-Handel mit Tiefkühlprodukten?

Ja, also ich glaube, wir haben schon gezeigt, wie gesagt, auf einer relativ kleinen Größenordnung. Also es ist jetzt noch nicht was, was in den globalen Trendzahlen irgendwie auftauchen wird, aber wir haben schon eine sehr hohe Kundenzufriedenheit und es funktioniert, also so wie wir es machen, funktioniert es sehr gut. Und wir kriegen auch viele Empfehlungen von Kunden für neue Kunden und so weiter. Also das ist schon schön zu sehen. Demnach, wenn ich jetzt nur auf uns schaue, dann denke ich schon, dass ich das weiterentwickeln kann, weil ja, wir haben eine Auslegung gefunden, die gut klappt. Der Versand mit der Post ist am Ende super solide. Wir zahlen übrigens auch einen Mehrpreis. Also wir haben jetzt nicht normale Post-Tarife, sondern wir haben dann die Express-Tarife. Ist natürlich, muss man auch dazu sagen, deswegen ist es vielleicht auch nicht unbedingt für jeden zugänglich, aber so in dieser Nische, die wir besetzen, glaube ich, kann sich das schon weiterentwickeln. Und die, also das sind jetzt auch nicht irgendwelche Freaks, die keine Ahnung, wo es vielleicht nur paar tausend in Deutschland von gäbe. Das ist schon relativ ein normaler Alltag passt schon ganz gut dazu.

Und insgesamt denkst du, wie wird sich diese Tiefkühltechnologie entwickeln?

Aus den Gründen, die ich genannt habe, dass, es ist zwar intuitiv, glaube ich, nicht so ganz leicht, das zu verstehen, warum das viele Vorteile hat. Ich glaube, das ist die größte Herausforderung, also dieses Stigma zu bekämpfen von einerseits Geschmack, aber auch Gesundheit. Also ich glaube aber, die Fakten sprechen eigentlich dafür, dass es, und ich glaube, das wird dann auch langfristig sich dementsprechend durchsetzen, als gute, als Addition letzten Endes. Also wenn wir sehen, Okay, was sind die Ansprüche des Marktes? Die Menschen wollen gesünder werden, sie wollen auch weniger Aufwand haben mit gesunder Ernährung, sie sind auch anspruchsvoller, dann ist es schon eine Alternative, die auf jeden Fall zukunftsträchtig ist. Deswegen, ich kann jetzt nichts sagen, also kann jetzt keine Prognosen stellen zu wie die Entwicklung sein könnte, aber dass es positiv ist, davon gehe ich aus.

Ich meine, es gibt ja den Trend zur Langlebigkeit, also dass man Gesundheit eben nicht mehr präventiv betreibt, Gesundheitsprävention, sondern einfach wirklich alles tut, um länger zu leben. Dann werden ja vielleicht auch bei den Tiefkühlprodukten in ein paar Jahren Produkte auftauchen mit lebensverlängernden Inhaltsstoffen. Kannst du dir sowas vorstellen?

Klar, das ist ja eine rezeptorische Frage, was soll in einem Rezept sein? Du kannst es natürlich selber kochen und das machen ja auch viele, dass sie dann irgendwie so Programme haben, die super abgestimmt sind auf irgendwelche Ernährungsziele. Theoretisch können wir genau das gleiche auch abbilden in unseren Rezepten. Also da steht eigentlich nichts im Weg.

Aber eine Personalisierung meines Gerichtes, das hast du noch nicht angedacht.

Wir haben auch schon darüber nachgedacht und es wäre wahrscheinlich technisch möglich. Wir arbeiten in der Produktion so mit Silos, wo die ganzen verschiedenen Zutaten drin sind und die werden dann eben freigelassen und dann kommt genau die Grammatur am Ende an, die man braucht und das ist dann das Gericht. Das heißt, theoretisch ist es möglich, dass so wie MyMüsli das gemacht hat, die haben das auch mit so Silos gemacht, dass immer genau die Menge reinfällt, die man dann bestellt hat. Es ist möglich. Ich glaube, das Problem ist eher in Personalisierung auch, dass man gar nicht unbedingt, man will sich gar nicht unbedingt damit beschäftigen, was jetzt genau da drin ist. Also unser Learning über die Jahre war, eigentlich will man an die Hand genommen werden und dass man vertraut, dass das so ungefähr passt und gut ist für einen. Aber man will sich jetzt nicht mit, sondern kann man ja eigentlich auch selber kochen. Also ich glaube, das ist ein noch kleinerer Teil des Marktes, der wirklich dann einstellen möchte, genau, feinfühlig, okay, so viel davon und dann noch hier, einen bisschen von irgendeinem Kraut, was auch immer. Ja. Aber wenn sich der Markt dahin entwickeln würde, und ich glaube, das tut er, also langsam, aber wahrscheinlich, wann es sozusagen eine kritische Masse hat, kann ich nicht sagen, aber technisch wäre es möglich, das so abzubilden auch, ja.

Sehr spannend. Vielen Dank, Benjamin. Ich muss jetzt trotzdem noch mal diese Frage stellen nach den Vertriebskanälen, weil ist das nicht verlockend, die Produkte auch z.B. im Supermarkt zu platzieren oder z.B. bei einer großen Firma in der Kantine, dass ich sage, da stelle ich jetzt eine Every Foods Tiefkühlbox auf und da kann ich dann meinen Curry oder mein whatever rausholen als Mitarbeiter oder Mitarbeiterin.

Also ich glaube, letzteres ist tatsächlich interessant und das machen wir auch schon. Also wir haben einige kleinere, aber auch ganz paar größere Unternehmen, die das als letzten Endes Kantine haben. Da macht das Sinn. Aber das ist ja auch als Kanal immer noch für uns ein direkter Vertriebskanal. Das Problem, glaube ich, mit Handel ist wirklich, dass der Handel einen sehr klaren Anspruch hat an das brauche ich am Ende an Gericht und das brauche ich an Preis. Und das ist oft sehr, sehr schwer vereinbar mit Qualität und letzten Endes auch unsere Ansprüche an Gesundheit. Also wir wollen, also wenn du im Handel funktionieren willst, musst du eigentlich flächendeckend im Handel präsent sein. Und dann bist du automatisch im Massenmarkt angekommen. Und der Massenmarkt will eigentlich zumindest in dieser Kategorie was haben, was primär günstig ist. Und das heißt nicht, dass es vielleicht nicht einen Anteil gibt, vielleicht in Großstädten oder auch vereinzelt in anderen Regionen in Deutschland, wo das eben nicht der Fall ist. Und das sehen wir auch, aber das bedienen wir dann eben durch unseren Kanal, weil wir da die Freiheit haben. Und das ist am Ende auch effizienter, glaube ich. Das heißt, vielleicht sind wir irgendwann so präsent und so angekommen, dass es dann irgendwie, dass dann die Supermärkte sagen, oh, das brauchen wir unbedingt, weil das eben auch für unsere Märkte vielleicht ein pull Faktor ist, das Leute anzieht oder so. Aber da sind wir noch ehrlicherweise lange nicht. Das heißt, ja, im Moment sind wir, also wenn jetzt hier ein Supermarkteinkäufer oder so zuhört und sagt, ja, nee, unbedingt, dann klar, sind wir immer bereit. Also wir sind jetzt auch nicht kategorisch abgeneigt, aber wir fokussieren uns eben nicht so wirklich darauf.

Sehr interessant. Lieber Benjamin, vielen, vielen Dank für das Gespräch. Wenn du Lust hast und jetzt noch eine Stärkung brauchst. Schokolade ist ja noch hier, aber ich glaube, wir werden eher zur Currybowl greifen oder andere Produkte aus dem Every Food Sortiment ausprobieren. Vielen Dank fürs Kommen.

Vielen Dank. Danke für die Einladung.

Das wars für heute von Food Fak(t). Was glaubt ihr, geht Captain Iglo demnächst mit eisiger Mine auf hoher See oder lässt ihn das ganze einfach kalt? Wie auch immer, nach so vielen Infos brauche ich jetzt mal eine Abkühlung. Am besten ein cremiges Schokoladeeis. Wer übrigens mehr über die Haferschokolade erfahren möchte, die wir zu Beginn verkostet haben, sollte sich die nächste Folge von Food Fak(t) unbedingt anhören. Da ist die Entwicklerin dieser kakaofreien Spezialität zu Gast und Sara wird uns mehr darüber erzählen. Zum Schluss noch ein Tipp: Wenn euch Food Fak(t) gefällt, dann abonniert doch unseren Podcast. Bei den meisten Podcast-Apps gibts dafür eine kostenfreie Abonnieren-Funktion, mit der ihr die neue Folge auch garantiert nicht verpasst. Baba und Servus, bis zum nächsten Mal.