Taucht gemeinsam mit Stefan Fak in die glamouröse Welt der Filmbranche ein und seid dabei, wie er gemeinsam mit seiner Gästin, Andrea Gerhard, enthüllt ob ein Filmdreh nicht nur ein Schmaus für die Augen, sondern auch für den Gaumen ist. Andrea Gerhard ist nicht nur als Schauspielerin in der ZDF-Serie „Der Bergdoktor“ aktiv. Sie engangiert sich auch als Nachhaltigkeitsaktivistin und setzt sich für eine gesündere Erde ein.
Im Gespräch berichtet Andrea, wie das Thema Ernährung und Nachhaltigkeit auf Filmsets behandelt wird und welche Rolle die Green Actors Lounge dabei spielt. Lasst euch von Andreas Engagement inspirieren und lernt ihre Sicht auf die Themen Umweltschutz und Kreislaufwirtschaft kennen. Wir wünschen euch viel Spaß beim Hören!
Hier die ganze Folge zum nachlesen
Herzlich willkommen zu Food Fak(t). Ich bin Stefan Fak und ich freue mich sehr, dass wir heute etwas Glanz in unsere Podcast-Hütte bekommen. Denn normalerweise reden wir hier ja über Lebensmittelkonzepte, über Food Konzepte. Doch in dieser Folge ergründen wir die Welt der Stars und Sternchen. Wie nachhaltig ist die Filmindustrie und wie wird denn dort eigentlich mit dem Thema Ernährung umgegangen? Zu Gast ist Andrea Gerhard, Schauspielerin, Nachhaltigkeitsaktivistin, Podcasterin und Botschafterin der Green Actors Lounge. Einige von euch kennen Andrea vielleicht ja als charmante Arzthelferin aus der ZDF-Serie Der Bergdoktor, die ja im wunderschönen österreichischen Ellmau spielt. Heute werden wir ja sehen, wie Andrea auch außerhalb der Arztpraxis für eine gesündere Erde kämpft. Und dafür gibt es schon jetzt von mir einen virtuellen Applaus. Vorhang auf. Ja, liebe Andrea, herzlich willkommen bei Food Fak(t). Du hast jetzt mannigfaltige, vielmonatige Erfahrungen in Österreich gemacht, in den Gasthäusern in Österreich. Wie ging es dir denn so? Hast du auch noch andere vegetarische oder vegane Angebote genießen können außer dem obligatorische Schinken-Käse-Toast.
Das ist sehr interessant, dass du das sagst. Ich war mal in einer, wie soll ich sagen, eher alteingesessenen Kegelkneipe in der Nähe von Knittelfeld, falls du das kennst. Und sie hatten eine, ich glaube ja, sie hatten eine vegetarische Platte auf der Karte und ich fragte die Dame dann, was ist denn alles auf der vegetarischen Platte drauf? Weil es war nicht ausgezeichnet. Und sie so: ja, da ist drauf Schinken, Salami, Mortadella. Und ich so ja gut, dann nehme ich diese Platte nicht. Der ganze Tisch lachte und sie wusste gar nicht, worum es geht, bis sie verstanden hat, was sie gesagt hat. Ich glaube, ich habe mich dann letztendlich mit Pommes zurechtgefunden. Aber ich muss sagen, kulinarisch ist es ganz interessant. Also auch Österreich hat schon große Schritte gemacht in Sachen pflanzliche Ernährung. Aber klar, die Klassiker sind natürlich dann, wenn man noch Käse isst, Kasspätzle, oder, wie soll ich sagen… Es gibt ein Hotel, in dem ich ganz, ganz viel war während der Dreharbeiten vom Bergdoktor. Die hatten z.B. eine super Auswahl an veganen und vegetarischen Angeboten. Und es gibt auch in Scheffau eine Hütte, da bin ich hingewandert, das ist die Walleralm und da gibt es sogar einen veganen Kaiserschmarrn.
Wow, ich bin beeindruckt. Und im Notfall kann man ja noch immer zwischen Speck und Schweinebraten ein Salatblatt ergattern. Das gibt es ja auch.
Ja, sonst versucht man sich so mit den Beilagen durchzukämpfen. Also ich muss sagen, ich bin ganz, ganz lange schon fleischlos unterwegs, also über 10 Jahre, ich habe es nicht genau gezählt und bin die letzten Jahre immer am liebsten vegan gewesen und seit Januar tatsächlich jetzt voll pflanzlich umgestellt und komme da eigentlich ganz gut zurecht.
Wie ist denn so dieses Essen am Filmset? Also jetzt speziell z.B. bei den Dreharbeiten zur Serie Der Bergdoktor. Was gibt es da zu essen? Ist das nachhaltig, ist das gesund? Oder ist das auch so ein Fleischberg, wo man sich dazwischen irgendwie so ein Stück Gemüse rausfischen muss?
Ja, ich würde es ein bisschen allgemeiner fassen. Allgemein an Filmsets gibt es ja immer sozusagen den Mythos, das vor allem die Lichtcrew, also die Crew, die sehr, sehr viel schleppen muss, das Kamera-Department, dass die alle sehr viel Fleisch haben wollen auf der Karte. Da gibt es aber einen großen Wandel. Also zum einen wehrt sich das Licht-Department permanent in der Öffentlichkeit jetzt dagegen, immer vorne rangezogen zu werden, wenn es heißt, warum gibt es eigentlich so viel Fleisch in der Woche? Aber an Filmsets wird meistens sehr unterschiedlich gekocht. Das hat auch damit zu tun, dass man immer sagt, die Stimmung eines Films entscheidet sich am Catering.
Es ist natürlich eine Vollverpflegung, muss man sich vorstellen, die die ganze Crew hat über mehrere Wochen. Und wenn das Essen dann nicht gut ist, für das man natürlich auch zahlt, man kriegt dafür einen gewissen Betrag abgezogen von Monatsgehalt, dann ist die Stimmung im Keller. Beim Bergdoktor war es tatsächlich so, dass wir seit zwei Jahren zwei vegetarische Tage die Woche hatten. Und das, generell je nach Caterer, das wechselt sich natürlich auch ab, weil der Drehzeitraum ist ja sehr lang, meistens so ungefähr sechs Monate. Das heißt, es hat meistens nicht nur ein Catering betreut, sondern hat auch mal der Anbieter gewechselt. Aber da gab es immer die ein oder anderen Highlights dabei, wie den Christian z.B. der, der mega gekocht hat, immer auf Regionalität geachtet hat, der sofort Glasflaschen und Mehrweg eingeführt hat. Also das kommt dann auch immer ein bisschen so darauf an, welchen Dienstleister man tatsächlich dann beauftragt. Und auf jeden Fall kann man beobachten, dass es ein großer Wandel ist in der Gesellschaft, auch zum Thema Green Shooting, also grünes, nachhaltigeres Drehen, damit die Filmbranche auch ihre Verantwortung übernimmt, um die Zukunft in eine transformative zu gestalten. Und da hat sich viel getan. Und da ist natürlich Catering ein großer Punkt, weil natürlich du mit einer fleischlosen Ernährung ziemlich viel vorantreiben kannst.
Wenn man da so in den Alpen dreht, ist dann das Thema Naturverbundenheit, Nachhaltigkeit vielleicht noch ein Stückchen mehr spürbar? Also hat dich das auch ein Stückchen geformt?
Auf jeden Fall. Also es ist da, wo wir den Bergdoktor drehen, das ist in Ellmau in Tirol. Das ist eine sehr dörfliche Gegend, es ist alles sehr überschaubar, man kennt sich. Die Dörfer liegen nah aneinander. Also Dörfer, in denen wir drehen und auch untergebracht werden, sind Ellmau, Scheffau, Going z.B., Kitzbühel ist dann auch nicht so weit. Und was mir sofort aufgefallen ist, dass z.B. die Hotels, also die ganze Hotellerie, da einen Riesenfokus drauf hat. Also die haben fast alle Abkommen mit regionalen Lieferanten und pushen das auch richtig. Also von der Marmelade zum Honig, zum Fleisch, aber auch zum Käse. Alles, was da lokal produziert wird, wird tatsächlich auch dann im Hotel ausschließlich angeboten. Es gibt eine Tiroler Cola z.B. also das ist mir sehr, sehr positiv aufgefallen, dass die das von sich aus nach vorne treiben.
Krass. Und hat das dein Leben nachhaltig beeinflusst, dass du sagen würdest, das nehme ich jetzt mit?
Auf jeden Fall. Also ich lasse mich von solchen Sachen natürlich total inspirieren. Ich habe mich sofort natürlich gefragt, warum das nicht in Deutschland in den Hotels so ist, die ich so kenne, wo ich auch ab und zu absteige. Es gibt ja tolle Bio-Hotels, die haben das natürlich auch eins zu eins und auch viele andere Ketten, die da schon große Schritte machen. Aber mich hat das auf jeden Fall weiter inspiriert. Auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit im Leben war ich, glaube ich, schon auch ein bisschen vorher. Aber es war natürlich so, dass mir das dann natürlich dadurch aufgefallen ist und ich mir das auch wünsche, dass das noch mehr in die Masse geht, das Hotellerie-Gewerbe einfach schaut, mit welchen lokalen Anbietern kann ich hier eigentlich zusammenarbeiten und meine Produkte beziehen.
Und theoretisch könntest du ja als Gast oder Gästin relativ einfach das beeinflussen, indem du einfach sagst, beim Frühstücksbuffet, warum haben sie da jetzt die Marmelade in so Plastikteilen drinnen, machen sie doch einen Mehrwegspender, das esse ich nicht.
Hast du total recht, Stefan. Also ich bin, das ist total mein Motto. Mein Motto ist immer nachfragen hilft, die Leute konfrontieren. Also auch wenn irgendwo nachhaltig draufsteht, würde ich immer fragen, was genau ist denn daran eigentlich nachhaltig? Weil die Antwort lässt einen dann meistens mit mehr Fragen zurück als Antworten, weil die Menschen das dann vielleicht auch selber gar nicht so genau wissen, warum das jetzt eigentlich nachhaltig ist. Und meine Lieblingsgeschichte ist: Ich bin einmal beim Volksparkstadion, wo der HSV spielt, lang gelaufen. Ich war aber gegenüber in der Arena bei einem Konzert und dann sind wir an so einem ganz klassischen Schwenkgrill, ihr kennt das alle, vorbeigelaufen. Und da bin ich dann einfach auch hingegangen, habe gesagt: ‚Hallo, gibt es denn hier auch eine vegane Wurst?‘. Also ich frage wirklich permanent an Orten, wo ich weiß, dass das nicht so frequentiert wird, nach, weil das natürlich auch Menschen, die vielleicht nicht sich mit diesem Thema auseinandersetzen, einen Denkanstoß gibt, vielleicht ihr Angebot ein bisschen zu diversifizieren.
Das finde ich echt einen super Tipp. Also das mache ich jetzt auch. Das mache ich viel zu wenig. Und ich glaube, steter Tropfen höhlt den Stein. Und ich meine, ich war gestern im schwedischen Möbelhaus und die haben den Schlag gehört und da gibt es jetzt schon den veganen Hotdog neuerdings. Fand ich ganz interessant.
Hast du ihn probiert? Ich habe ihn noch nicht probiert.
Nee, also so weit war es noch nicht. So weit geht die Liebe nicht. Weil du jetzt schon ein paar mal das Wort Nachhaltigkeit benutzt hast. Was ist denn für dich Nachhaltigkeit? Weil das ja ein recht großes Wort eigentlich.
Ja, es ist ein großes Wort, es ist nicht definiert. Tatsächlich kann das jede und jeder für sich selber definieren und auch leider bis jetzt jedes Unternehmen ja auch für sich selber definieren. Wobei es da eine Gesetzgebung gibt, die ja Greenwashing verbietet und die da ein bisschen mehr reguliert in der Zukunft. Für mich bedeutet Nachhaltigkeit bzw. nachhaltiger Leben so mein Leben so zu leben, dass keinem anderen, dass kein anderer Mensch und die Natur nicht unter meinem Konsum und unter meinem Leben leiden muss. Jetzt könnte man sagen, okay, das ist ja sehr naiv, weil das geht gar nicht. Und da würde ich dir zustimmen, aber trotzdem ist es mein Anspruch. Also was dir vielleicht auch auffällt, dass ich ganz oft nachhaltiger sage oder auch fairer. Also nicht dieses Produkt ist fair, fairer Kakao, fair trade, diese ganzen Sachen, sondern wirkliche Nachhaltigkeit gibt es ja nicht, weil alles, was wir konsumieren, jeder Tag, jeder Atemzug produziert CO2 und bedeutet für uns, dass wir sozusagen eigentlich der Atmosphäre nichts Gutes tun. Aber was wir alles tun können, ist, dass wir nachhaltiger werden, dass wir versuchen, bewusster zu werden. Und das ist sozusagen mein Anspruch. Und in Sachen fairer Preis, Preisgestaltung ist, finde ich, immer auch zu hinterfragen, wer bestimmt denn eigentlich, wie der Preis fair ist für einen Produkt in, sagen wir mal Kenia, in Ghana, in Afrika, in Togo, wo auch viel z.B. Schokolade herkommt. Also eigentlich können wir nur sagen, es ist ein fairerer Preis, wenn wir die Produzent:innen in dem Fall mehr am Einkommen bzw. am Gewinn beteiligen können.
Ja, es ist eine sehr egozentrierte Sichtweise oder fast schon überheblich zu sagen, du kriegst das und das ist fair. Also hast du schon recht. Mir hat beim Thema Nachhaltigkeit eigentlich ganz gut das Wort zukunftsfähig geholfen, weil ich mir dann auch einfach ein Bild machen kann, ist das, was ich jetzt tue für Kinder, für folgende Generationen dann auch greifbar? Also bringt das was? Ist das dann ein Thema, wo dann zukünftige Generationen auch von profitieren können? Und das habe ich von einer großen Drogeriekette gelernt. Und ich muss sagen, zukunftsfähig ist für mich greifbarer als Nachhaltigkeit.
Für mich auch, ja, finde ich ein super Wort. Zukunftsfähiger, zukunftsfähige Transformation, das sind auch Wörter, die ich immer wieder benutze, weil ich auch finde, es ist greifbar und es hat auch was nach vorne gerichtet. Ich finde ganz oft in dieser ganzen Diskussion um das Thema Nachhaltigkeit ist man sehr viel zurückgerichtet. Man ist sehr viel mit Negativität und Verzicht belastet. Und zukunftsfähig ist sowas, das geht nach vorne, das gibt mir Energie und so. Deswegen liebe ich das Wort auch sehr.
Volle Power. Nach vorne guckt ihr ja auch ein Stück weit mit der Green Actors Lounge, da bist du seit 2019 Botschafterin. Was genau ist denn das, die Green Actors Lounge?
Ja, die Green Actors Lounge tatsächlich gibt es seit 2021 und es ist ein Zusammentreffen von der Schauspielbranche im Haus Ungarn in Berlin. Das heißt, es gibt je nachdem ein bis zwei Tage komplettes Programm mit Panels, mit Workshops und mit Netzwerken, mit Austausch, aber auch mit einer Ausstellungsfläche und natürlich einem Ort, wie man auch sagen kann, mit verschiedenen Ausstellern, wie eine Messe, wo wir uns ja auch kennengelernt haben, lieber Stefan. Und die Themen, die die Green Actors Lounge behandelt, die drehen sich um Nachhaltigkeit, um soziale Verantwortung und Diversität. Also es geht wirklich darum, den Status quo in der Schauspielbranche aufzuzeigen, Missstände zu benennen, gegenseitig sich zu inspirieren und natürlich auch im Idealfall eine Veränderung herbeizuführen. Und genau, veranstaltet wird das von der Kerstin Schilly von La Maison Film, die bei Veranstaltungen schon viel Erfahrung haben und die natürlich auch versuchen, das Ganze als ein Green Event zu hosten.
Aber gibt es auch konkrete Maßnahmen, die die Green Actors Lounge ergreift, um nachhaltige Filmproduktionen z.B. zu fördern?
Also es gibt jetzt noch kein richtiges Forderungspapier. Das finde ich eigentlich eine sehr gute Idee, Stefan. Das könnte man mal mitnehmen, aber es ist eher ein Ort der Begegnung und des Austauschs. Also es gibt ja sehr, sehr viele verschiedene Einflüsse, die z.B. zum Thema Green shooting, also nachhaltigeres Drehen, schon stattgefunden haben. Also da gibt es z.B. die ökologischen Standards, die waren bis vor, ich glaube, anderthalb Jahren noch ökologische Mindeststandards. Mittlerweile sind es ökologische Standards. Das heißt, jede und jeder, der in Deutschland einen Film produzieren möchte, z.B. fürs Kino, und Filmförderung beantragt, muss diese ökologischen Standards einhalten. Und das sind sozusagen lauter Sachen, die parallel in dieser Branche passieren. Und bei der Green Actors Lounge kommen eigentlich alle Player zusammen. Da gibt es auch Leute wie z.B. Lars Jessen, der von Anfang an schon Pionier war in Sachen Green Shooting. Da kann ich auch noch mal von unserem Einstieg referieren. Der macht z.B. immer vor seinem Drehstart, bevor er einen Film dreht, immer eine Fleischumfrage mit dem ganzen Team, wo die ankreuzen können, wie viel Fleisch möchtet ihr essen. Er hat unter anderem letztes Jahr die Dokumentation ‚Wir können auch anders‘ in der ARD veröffentlicht. Also da könnt ihr gerne noch mal reingucken. Aber das sind so lauter Pioniere sozusagen, die sich da tummeln und die sich dann auf der Green Actors Lounge treffen. Weil gerade, man muss sagen, in Bezug auf Schauspielerinnen und Schauspieler ist es so, dass viele einfach noch nicht Bescheid wissen, was kann ich eigentlich genau verändern mit meinem Beruf? Also nicht nur, was die Außenwirkung betrifft, spreche ich das Thema an, wie z.B. jetzt hier in Interviews, sondern auch, was steht eigentlich in meinem Vertrag drin? Möchte ich unbedingt geflogen werden? Brauche ich einen ganzen Wohnwagen für mich alleine oder bin ich auch okay, dass der geteilt wird? Wie werde ich untergebracht? Also das sind so lauter Themen, die man sich auch vertraglich ja reinschreiben lassen kann. Und darum geht es halt ein bisschen, dass da ein bisschen Austausch gefördert wird.
Jetzt habe ich auf der Veranstaltung mitbekommen, es gibt seit Neuestem einen verpflichtenden Veggie-Tag auf Filmsets pro Woche. Wie findest du denn diese neue Vorgabe?
Genau, also das sind diese ökologischen Standards, die ich eben angesprochen habe. Das ist unter anderem ein Punkt davon. Ja, ein Veggie-Tag pro Woche, finde ich, tut nicht weh, aber hilft auch noch nicht so besonders viel. Also ich finde, ich bin natürlich von der Sorte, dass ich sage, da geht doch mehr. Ich wünschte mir eher einen Fleischtag die Woche am Set. Es wird am Set auch oft montags bis samstags gedreht, nicht nur montags bis freitags. Und ich würde mir schon wünschen, dass man, dass man das Narrativ eher so ein bisschen umdreht, was damit einhergeht, dass man sehr gutes Catering haben muss. Weil ich erinnere mich an meine Anfänge am Filmset und da war ich ja, wie ich eben schon gesagt habe, „nur“ vegetarisch unterwegs. Und da habe ich wirklich in jeder Mittagspause Gnocchi mit Tomatensoße bekommen, immer wenn ich am Set war. Und ich bin irgendwann zu einem Caterer hin und habe gesagt: Pass mal auf, das geht so nicht. Weil ich esse in meinem Alltag komplett anders. Also ich bin es total gewohnt, einen bunten Teller zu haben, viel Gemüse zu essen und wenn ich hier Gnocchi mit Tomatensauce esse, mir so einen Teller reinhaue in der Mittagspause, da kann ich erst mal 2 Stunden mich hinlegen, verstehst du? Weil ich das gar nicht kenne, weil ich so fertig bin. Also ich finde, es ist zu gering. Ich fordere da ganz klar mehr. Ich würde das gerne eher umdrehen und sagen, nur ein Fleischtag pro Woche, das würde alle richtig nach vorne bringen. Das tut keinem weh, aber die Voraussetzungen wären richtig guter Caterer oder richtig gute Köchinnen und Köche, die das dann auch wirklich gut umsetzen können, damit auch alle glücklich sind.
Die Frage ist, braucht man überhaupt eine Regel? Kann man nicht einfach sagen, iss doch, was du willst, aber wenn du Fleisch willst, dann musst das extra anmelden, weil eigentlich ist Fleisch der Luxus und das, was verzichtet werden sollte oder wo man sagt, das ist eigentlich das Besondere. Also dass ich jetzt ein Gemüse essen will, sollte eigentlich selbstverständlich sein, finde ich.
Da hast du total recht, ja. Also dass man, wenn man Fleisch essen will, es anmelden muss, möglichst kompliziert, das fände ich ganz gut, dass man sich in der Liste eintragen muss und vielleicht auch irgendwo anrufen muss. Also die Hürde sehr hoch setzen. Stefan ich bin tatsächlich der Meinung, dass es Regeln braucht, weil mit Freiwilligkeit gehen viele Themen zu langsam nach vorne, finde ich. Und man bleibt dann eben schon immer beim Gewohnten. Also gerade an so einem Filmset ist immer keine Zeit, die Leute sind immer im Stress, man hat die Produktion, kriegt immer weniger Drehtage für immer mehr Sendeminuten, sage ich so ungefähr. Das heißt, alle stehen unter einer großen Anspannung und was passiert dann? Man greift zu den Dingen zurück, wie man es eben bisher gemacht hat. Und bisher hat man einfach sehr viel Fleisch gegessen, weil wir es uns auch leisten konnten, vermeintlich zumindest haben wir das gedacht. Und deswegen finde ich, brauche es da eine Regelung. Also ich habe auch ein langes Gespräch schon mit Lars Jessen, dem Pionier in Green Shooting geführt und er hat z.B. das auch mir bestätigt, weil ich gesagt habe, immer wenn ich wahrnehme, dass es einen Mehrweg gibt, sagen wir mal für einen Kaffee, ein Mehrwegbecher steht neben einem to go Becher. Die Leute greifen zu 90 % zu diesem to go Wegwerfbecher, obwohl der Mehrwegbecher daneben steht, weil es ist Gewohnheit. Und dann hat auch Lars gesagt, jede Alternative killt die Nachhaltigkeit. Also du musst die Transformation ganzheitlich am Set durchführen und sagen, ich lasse dir keine Alternativen mehr zu. Es gibt die und die Regeln. Wir haben z.B. nur Mehrweg und damit können wir das dann gut umsetzen. Ich möchte jetzt nicht hier so wirken, als ob ich alles überregulieren möchte mit Gesetzen, das ist noch mal ein anderes Thema, aber so ein paar Regeln finde ich schon gut.
Aber ich finde es auch nachvollziehbar. Gerade dieses Beispiel mit Mehrweg, das hatte ich gerade am Samstag, da hatte ich einen Mehrwegbecher und ich habe mir gedacht, oh Gott, wo ist der Becher? Wann bringe ich ihn zurück? Wo habe ich ihn hingestellt? Ist das jetzt meiner, ist es ein anderer? Und bei dem sage ich mal, Wegwerfbecher, da denke ich mir okay, schmeiß ihn weg, nimm den nächsten. Also und gerade wenn du so eine Stresssituation beschreibst, kann ich schon verstehen, also muss man vielleicht da auch sich selbst ein Stück weit disziplinieren, muss man gucken, wo ist mein Becherchen?
Man muss uns die Entscheidung abnehmen, weil wir haben alle so stressige Tage, wir treffen so viele Entscheidungen und ich möchte mich dann nicht auch noch entscheiden müssen, was ist hier die grünere Wahl, sondern ich möchte sie einfach haben. Und ich meine, wir haben uns letztens auch bei der OMR getroffen in Hamburg, bei den Online Marketing Rockstars, die erstmalig ein ganzes Mehrwegsystem durchgesetzt haben im Event. Und was ist mir aufgefallen? Der ein oder andere Kaffeeanbieter, den es da gab, der hatte doch Wegwerfbecher und das wirkt dann komisch in so einem Konzept. Also da hat auch Vytal selber gesagt, die dieses Mehrweg da delivert haben, da möchten sie nächstes Jahr einen Schritt weiter gehen und wirklich alle mit dabeihaben. Weil sonst denke ich so als Messebesucherin, hä, warum muss ich jetzt hier ein Pfand bezahlen, muss das extra zurückgeben und hier gibt es aber doch was zum Wegwerfen. Also das gibt einem immer so ein komisches Gefühl, aber wenn für alle die Regeln gleich sind, dann ist es ganz normal. Und ich meine, dass das natürlich mega geil ist, dass so ein Riesenevent mit so einem Mehrwegsystem überhaupt arbeitet und das ziemlich erfolgreich umgesetzt hat, soweit mein Feedback da war, zeigt einfach, in welcher Zeit wir uns befinden, nämlich dass Technologie und Innovation, du sprichst ja hier auch oft über Technologie und Zukunftsinnovation, dass das halt schon alles richtig, richtig nach vorne geht.
Ja, liebe Firma Melitta, da habt ihr jetzt eine Aufgabe bis zur nächsten OMR. Wenn wir über Sprechen reden. Du sprichst ja auch im Podcast, hast einen eigenen Podcast gestartet. Was hat dich denn dazu inspiriert?
Also mein Podcast heißt ZWEIvorZWÖLF. Es geht um Nachhaltigkeit im Alltag und soziale Gerechtigkeit. Und dazu inspiriert hat mich tatsächlich, dass ich in einem 800 Seelendorf aufgewachsen bin, im beschaulichen Hessenland und also sehr, sehr naturnah aufgewachsen bin auf einem stillgelegten Bauernhof. Wir hatten aber trotzdem noch sehr, sehr viele Tiere wie Hasen, Hühner, Enten. Ich hatte zeitweise zwei Pferde und es gab auch noch andere Haustiere, Katzen natürlich. Also diese Natur war immer da. Es gab einen Riesenwirtschaftsgarten, der von meiner Großmutter gemacht wurde. Es gibt einen Milchbauernbetrieb in meiner direkten Familie und Verwandtschaft. Da wurde auch regelmäßig geschlachtet, wo dann die ganze Familie sich so ein Rind geteilt hat. Also es war alles sehr naturnah vom Haus aus. Man ist rausgegangen zu den Hühnern, hat sich die Eier reingeholt und so weiter und so fort. Das heißt, das war für mich eine Selbstverständlichkeit, irgendwie so zu leben. Ich kannte es gar nicht anders. Und als ich dann in die Schauspielschule nach Hamburg ging, habe ich so ein bisschen diesen Weg verloren. Bin aber dann wieder so ein bisschen zurück zu meinen Wurzeln gekommen. Und das war 2018. Da habe ich schon sehr viel auch als Moderatorin für Events gearbeitet und eine Produktionsfirma kam zu mir und hat gesagt: Hast du nicht eine Idee für eine TV-Show, die du moderieren würdest? Schreib doch mal ein Exposé. Und das habe ich dann gemacht. Und wir erinnern uns 2018, das war noch bevor die große Greta Thunberg Fridays for Future Welle über uns hinwegrauschte. Und ich habe ein Exposé geschrieben über einen Nachhaltigkeitstalk, den ich in einem Schrebergarten machen wollte mit nachhaltigen Start-ups und prominenten Menschen, die dann auch Spiele gegeneinander machen, weil ich irgendwas mit Sinn machen wollte.
Wie cool!
Und die Sender haben alle gesagt: Nachhaltigkeit, da gar haben wir gar kein Interesse dran. Und dann waren David, mein Lebensgefährte und Podcast-Partner David Wehle und ich total enttäuscht. Aber dann haben wir so ein bisschen gesprochen. Naja, können wir das vielleicht einfach selber über YouTube machen? Man kann ja auch eigene Shows auf YouTube produzieren, haben so gedacht oh Gott, nee, das trauen wir uns nicht zu. Aber dann hat David gesagt, 2018 kamen so die ersten großen Podcasts, waren schon in Deutschland auch am Start. Wie wäre es denn mit Podcast? Das ist ja nur Ton. Und ich so ach, das ist gar kein Video, das ist ja viel weniger Arbeit. Das machen wir. Und dann ja, little that we know. Jetzt wissen wir natürlich, das ist sehr, sehr viel Arbeit ist, einen Podcast zu produzieren. Aber wir haben dann tatsächlich meinen Schrebergarten-Talk einfach so ein bisschen konzeptionell umgedichtet, auf den Podcast angepasst. Und so ist diese Idee zu ZWEIvorZWÖLF gestartet, was wirklich ein Nebenbei-Projekt ist, ein absolutes Herzensprojekt, wo wir gesagt haben, wir veröffentlichen alle zwei Wochen, laden Menschen ein, Persönlichkeiten, Unternehmen, die einfach die Welt ein Stückchen besser machen, um den Menschen nachhaltigere Kaufentscheidungen sozusagen zu empfehlen oder Inspiration zu bieten, auch im Bereich Diversität und Gerechtigkeit. Und genau, also so sind wir da reingerutscht und jetzt können wir uns ein Leben gar nicht vorstellen. Und ich muss dir sagen, lieber Stefan, dass wir gerade kürzlich am 12. Mai fünfjähriges Jubiläum hatten.
Wow, Gratulation. Das ist ja krass. Fünf Jahre ZWEIvorZWÖLF. Wahnsinn!
Da hast du noch einen Weg vor dir, aber du machst das hier so fleißig, da mache ich mir gar keine Sorgen, dass du das auch erreichen wirst.
Hope so! Sag mal, in den fünf Jahren, hast du da Gäste gehabt oder Gespräche gehabt, wo du gesagt hast wow, das ist eine kontroverse oder unerwartete Ansicht zum Thema Nachhaltigkeit. Das hat mich richtig überrascht.
Ja, also ich muss sagen, wir haben einen Partner dabei gehabt, von denen ich wirklich sehr, sehr viel gelernt habe. Und das ist der Adrian Wiedmer von Gebana, ist ein schweizerisches Unternehmen. Ich weiß nicht, ob du die kennst, die machen quasi Lebensmittel in Großpackungen und das ist alles bio. Und von denen habe ich quasi diese ganze Geschichte gelernt. Ich sag mal vom Kakao, von Avocados und von Orangen. Was bedeutet es eigentlich fair oder fairer zu bezahlen? Was ist der Unterschied und warum sollten wir eigentlich so konsumieren, dass wir wirklich rein saisonal gehen? Also ich war mit denen auch in Griechenland, habe da die Orangenernte betreut und die haben tatsächlich – und das ist was, was mich dann auch immer so richtig begeistert und thrilled, sage ich jetzt mal – die haben es geschafft durch Kommunikation mit der EU, den Orangenbauern, die immer ganz viel Ernte verloren haben, dadurch, dass Orangen müssen eine gewisse Farbe haben, sie müssen orange sein, sie dürfen nicht grün sein und sie müssen eine gewisse Größe haben, damit sie in die EU importiert werden dürfen. Also z.B. aus Griechenland zu uns nach Deutschland. Aber eine Orange schmeckt vollreif, auch wenn sie grün ist. Also diese orange Farbe hat z.B. nur was mit der Temperatur während des Reifungsprozesses zu tun, aber nichts mit dem Geschmack sozusagen. Das heißt, sie haben sehr, sehr viel Prozente ihrer Ernte verloren, weil sie diese Orangen nicht importieren durften. Das heißt, sie durften sie nur noch als Saftorangen an weitere Produzenten verkaufen. Und man kann sich natürlich vorstellen, dass so eine Tafelorange einen anderen Preis bringt als eine Orange. Und Adrian hat halt erzählt, dass sie da mit der EU darüber gesprochen haben und die EU dann quasi geantwortet hat, naja, sie können ja das Gesetz ein bisschen freier interpretieren und dann müssen sie einfach nur auf den Karton ein Label machen, ‚zur Verarbeitung gedacht‘ und dann dürfen sie jede Orange einführen und importieren.
Das ist schon ein Erfolgserlebnis.
Und so hat das so ein kleines Unternehmen geschafft, dass die Produzenten einfach mehr Geld für ihr für ihre Arbeit bekommen, für ihre Kilos.
Ich muss sagen, es ist auch wirklich absurd, die EU in diesem Podcast spielt immer wieder eine Rolle. Also das ist so fast schon ein Running Gag. Ich und die EU, was macht die EU, was erlaubt sie, was verbietet sie? Und es ist doch interessant, dass das so eine regulative Macht mittlerweile hat, auch über das Leben des einzelnen Unternehmers, der einzelnen Unternehmerinnen.
Ja, also genau, da sind wir wieder bei dem Thema Regulierung. Ich würde sagen, die EU übertreibt es da teilweise schon mit ihren Regulierungen und es ist schwierig, einen Mittelweg zu finden, vor allem nur zu regulieren, um dann zu dokumentieren. Das ist ja das auch, was viele Unternehmen wirklich stresst. Also viele Regulierungen zu haben, auch in Bezug auf eine nachhaltigere Transformation, aber dann eigentlich damit nur verbunden zu haben, dass es eine Dokumentation dazu gibt. Und letztendlich kontrolliert das auch keiner. Z.B. gucken wir uns das Mehrweg-Gesetz an. Ich weiß nicht, wie es dir geht, Stefan, aber in Hamburg konnte ich das kaum spüren, als das Mehrweggesetz für Restaurants gegriffen hat. Wenn ich jetzt Essen bestelle, wird mir das nach wie vor nicht angeboten. Ich muss unbedingt nachfragen. Und selbst wenn ich nachfrage und ich weiß und dieses Restaurant muss aufgrund der Größe Mehrweg anbieten, ist es so, dass es dann auch heißt, ja Nee, und warum? Naja, es kontrolliert halt keiner. Es gibt ja keinerlei Strafen für die Gastronomen, ob sie das jetzt mir anbieten oder nicht. Aber was mich auch in Bezug auf Nachhaltigkeit noch. Also es gibt viele Folgen, die ich jetzt sagen könnte, aber im Podcast, in der Folge 54 war Dirk Steffens zu Gast und der hat über das Artensterben berichtet, also über diese große Biodiversitätskrise, die wir auch haben in Bezug auf Nachhaltigkeit und zukunftsfähiges Leben. Und das hat mich schon schockiert, was er gesagt hat. Und dann habe ich mich halt auch wieder an früher erinnert. Ich, Andrea, auf dem Dorf und wir zu fünft im Auto meines Vaters irgendwie sonntags einen Ausflug gemacht. Die Scheibe vorne war voller Insekten und heute kennt man das ja, wenn man auf der Autobahn ist, man hat kaum noch was vorne an der Scheibe. Also es ist wirklich deutlich spürbar, dass es da eine Veränderung gibt und auch, dass man sagt, den Bienen geht es eigentlich soweit ganz gut, weil die Bienen haben viele Leute mittlerweile auf dem Zettel, dass man z.B. wir haben hier auch so auf dem Balkon so bienenfreundliche Pflanzen, aber wie wir haben jetzt vor allem auch umgestellt noch mal auf insektenfreundliche Pflanzen, also nicht nur Bienenblüten, die die Bienen lieben, sondern auch so ein paar andere Sachen, Kräuter z.b. eignen sich da super, die auch andere Insekten anziehen, weil wir halt unglaublich viele Arten jeden Tag verlieren und die sind dann halt einfach weg.
Als wir vorhin begonnen haben zu sprechen, hast du so ein bisschen wehmütig gesagt, Nachhaltigkeit ist auch ein Wort, was überstrapaziert wird. Stichwort Greenwashing. Hat dir der Podcast auch geholfen, so die eine oder andere Falschaussage zu entlarven? Also gab es da auch vielleicht Gespräche, wo du gesagt hast, das ist jetzt fake?
Ja, auf jeden Fall. Also man ist natürlich nicht davor gewahrt, auch mal auf die Schnauze zu fliegen. Wir arbeiten auch ab und zu mit Werbepartnern zusammen. Wir versuchen das natürlich immer total zu prüfen, aber da gab es schon mal den einen oder anderen Fall, wo ich gesagt habe, das hätte ich jetzt im Nachhinein vielleicht nicht mehr zugesagt, aber es ist auch wirklich auch für mich, die jetzt mittlerweile schon seit fünf Jahren habe ich mich so sehr in dieses Thema eingebaut. Jedes Buch, das ich lese, dreht sich um den Podcast, weil ich das meistens als Vorbereitung auf irgendwas lese und man ist nur noch mit diesen ganzen Themen beschäftigt und trotzdem fällt man darauf rein, weil es eben so schwer ist für uns zu erkennen, ist es Greenwashing oder ist es kein Greenwashing. Und was auf jeden Fall so ein Fakt, den ich gelernt habe, ist, die Nina Lorenzen von den Fashion Changers war mal zu Gast bei uns im Podcast letztes Jahr und die sind halt wie so ein bisschen wie Flip, dieses Redaktionsteam, was auch Greenwashing aufdeckt, die berichten ganz viel über faire Mode und von ihr habe ich z.B. gelernt, es wird nämlich ganz oft im Thema Mode gesagt, die Modeindustrie ist die zweitdreckigste Industrie, die wir haben. Und Nina hat gesagt, das ist einfach fake, weil es sind fake news, weil es ist keine belegte Zahl, es gibt keine Zahlen darüber. Irgendjemand hat das mal angefangen als Narrativ in die Welt zu setzen und alle zitieren es seitdem. Aber de facto kann man sagen, an was misst man jetzt das? An dem Puncto Wasserverschmutzung, an dem Punkt Arbeitsbedingungen. Also es gibt viel zu wenige Zahlen z.B. um so eine Aussage zu treffen und da bin ich schon viel, viel sensibler geworden. Und ja, wir hatten große Anfragen schon von Unternehmen wie z.B. Bayer, die uns ihren Nachhaltigkeitsbeauftragten schicken wollten und also wirklich wöchentlich erreichen uns sehr, sehr viele Anfragen mit Gastvorschlägen, was wir auch toll finden. Aber da sind schon viele Unternehmen dabei, wo man sagt, das ist jetzt schon sehr weit gestretcht, bis man den Punkto Nachhaltigkeit da findet. Und bei Bayer habe ich z.B. auch gesagt, das geht gar nicht, dieser Typ ist so gut geschult, egal wie gut ich mich vorbereite, der macht sein Leben lang nichts anderes als mir zu erzählen, dass Bayer der beste Konzern ist in Sachen Nachhaltigkeit, den wir so haben. Und da habe ich dann z.B. auch gepasst, wo ich gesagt habe, ne, das sollen andere Menschen machen, sich mit dem auseinanderzusetzen. Aber bei uns findet das erstmal keinen Platz. Wir wollen wirklich Pioniere nach vorne bringen, also wirklich auch Menschen, die einfach die Welt schon verändern, dadurch, dass sie einfach Pioniertum haben. Also es fallen mir da so viele Leute ein, die schon zu Gast waren, keine Ahnung, hessnatur, Dr. Hauschka, Lanius, Ecosia oder share oder auch Völkel oder Jan Spille. Es gibt da so, so viele Unternehmer, die den Unterschied machen und die weit weg sind von Greenwashing. Sie haben es einfach nicht nötig, weil sie in ihrer Philosophie ein Wirtschaften mit der Natur leben, dass wir uns versuchen eher davon leiten zu lassen, was unsere Gastauswahl angeht.
Was denkst du denn, wie wird künstliche Intelligenz das Thema in den nächsten Jahren beeinflussen?
Ja, interessante Frage. Das Thema Nachhaltigkeit meinst du?
Mmh, oder deinen Podcast. Das kannst du natürlich jetzt auch sagen, dass du künftig nichts mehr lesen musst, weil deine Stimme wird imitiert und dann kann der Herr von Bayer ja kommen.
Das stimmt. Immer das richtige Gegenargument schon rausgesucht. Wir haben tatsächlich schon mal einen Stimmversuch gemacht. Es hörte sich noch sehr abgehackt an. Also ich glaube, das dauert nicht mehr lange, aber es dauert noch einen kleinen Moment, bis die Stimmen wirklich so richtig agil auf einen passen. Naja, ich glaube, dass es auf der einen Seite einfacher wird für Menschen, Sachen zu recherchieren. Also wenn ich mir dann vorstelle, bei ChatGPT einzugeben, ist Unternehmen XY nachhaltig und was macht dieses Unternehmen nachhaltig? Kann ich mir vorstellen, dass es erst mal einfacher ist, weil man aufgelistet dann sechs, sieben Argumente bekommt, die man dann natürlich wieder prüfen muss, ob sie auch wirklich stimmen. Auf der anderen Seite glaube ich, gibt es gibt ja ein Gesetz zum Thema Greenwashing. Also Unternehmen dürfen z.b. CO2-neutral oder so gar nicht mehr sozusagen claimen und benutzen auf ihren Produkten. Also das spielt da mit rein. Aber ich glaube natürlich, dass die Texte ausgefeilter werden, wie man sozusagen drumherum kommt, gewisse Wörter zu benutzen, wie man sehr gut ausformulieren kann, was man doch alles nachhaltig macht.
Also ein Beispiel, was mir sofort aufgefallen ist, ist natürlich beim Thema Lebensmittelverschwendung. Und wenn man jetzt an die Filmbranche denkt und an das Film-Catering, dann kann man natürlich mit KI Prognosemodellen relativ einfach ausrechnen, wie viel man tatsächlich produzieren muss an Lebensmitteln, damit die Film-Crew satt wird. Ich meine, ein erfahrener Caterer wird das auch ohne KI wissen, aber zumindest ist ein Anwendungsgebiet und bei Bäckereien z.b. und Backwarenherstellern gibt es das schon. Also fand ich ganz interessant.
Total. Also das kann ich mir auch total gut vorstellen, nicht so Statistik selber zu führen, sondern einfach die Prognosen ausrechnen zu lassen. Ja, also ich glaube wirklich, es ist eine super Chance gewisse Sachen zu erleichtern und wir dürfen halt alle nur nicht vergessen, auch selber eigenständig weiter zu denken.
Vielleicht noch mal ganz zum Schluss eine Farge: Du hast ja auch eine recht große Community. Wie motivierst du die denn? Also wie motivierst du deine Community, sich ebenfalls für gesunde Ernährung oder für Nachhaltigkeit einzusetzen?
Ich versuche wirklich auch, mein Scheitern zu zeigen. Ich glaube, das ist das gerade über die sozialen Medien. Also ich bin ja sozusagen da unterwegs und erreiche viele Menschen und ich versuche auch, mein Scheitern zu zeigen. Ich habe z.B. eine Reise durch Indien letztes Jahr gemacht und habe den Müll auf der Straße, im Meer und überall gesehen und habe mich wirklich gefragt, warum ich jetzt fünf Jahre lang schon auf jeden Plastikstrohhalm in meinem Getränk verzichtet habe, weil es kam mir sowas von völlig scheißegal vor. Und also diese Gedanken teile ich auch, auch wenn ich mal einen Wegwerf-To-Go-Becher in der Hand habe. Das versuche ich auch ganz ehrlich und so zu zeigen, weil ja, ich glaube, man kann Menschen nur begeistern, wenn man ehrlich ist und ich versuche, und das ist das Wichtige, ich versuche die Geschichte positiv zu erzählen. Also ich versuche einfach immer wieder zu betonen, was wir gewinnen können, was es für uns Gutes tut. Also es ist ja nicht nur so, dass es gut ist für unsere CO2-Bilanz, wenn wir jetzt kein Rindfleisch auf den Salat machen, sondern ich fühle mich halt überhaupt erst mal besser, wenn ich einen Salat gegessen habe, anstelle von hier bei einem Cheeseburger oder so, bei irgendeiner Fastfood-Kette. Also ich versuche wirklich einfach die Sachen, die ich gewinne, nach vorne zu tragen und das mit meiner Positivität, die mir Gott sei Dank so von Haus aus nahegelegt ist, das zu erzählen und das zu formen. Weil ich kenne niemanden, lieber Stefan, der in den Wald geht und sagt, es riecht hier schrecklich. Oh mein Gott, schau dir diese Blume an, sie ist so hässlich. Ich kenne niemanden. Ich kenne nur Menschen, die das lieben, in der Natur zu sein, die die Entspannung finden und das so zu erhalten und zukunftsfähig zu gestalten, das ist sozusagen meine Mission.
Ach Andrea, vielen, vielen Dank für das Gespräch. Das ist jetzt so eine richtige positive Power für den Tag und die nehme ich jetzt mit und ich hoffe, ihr daheim auch. Vielen Dank.
Vielen Dank, lieber Stefan und ich hoffe, wir sehen uns ganz bald wieder.
Das wars s für heute von Food Fak(t). Glamour und Nachhaltigkeit müssen also kein Widerspruch sein. Und ich denke, Andreas Engagement ist ein leuchtendes Beispiel dafür, dass Prominente ihre Reichweite nutzen können, um wichtige Themen wie Umweltschutz oder Kreislaufwirtschaft in den Fokus zu rücken. Zum Schluss noch eine Bitte an auch: Wenn euch Food Fak(t) gefällt, dann würde ich mich sehr über eine positive Bewertung auf Spotify oder bei eurem bevorzugten Podcast-Anbieter freuen. So helft ihr uns, noch mehr Menschen zu erreichen und für einen bewussteren Umgang mit Lebensmitteln zu sensibilisieren. Dafür schon vielen Dank, baba und Servus, bis zum nächsten Mal.