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Episode 6

Darum gehts in dieser Folge

Ein großer Player der Lebensmittel-Landschaft ist zu Gast: dm. Die bekannte Drogeriekette hat mit dmBio ihre eigene Biomarke. Wie schafft es ein Mainstreamer, konsequent bio zu bleiben? Was hat es mit „Heimaterbe“ auf sich und wird’s bei dmBio je Wurst aus dem Labor geben? Das und viel mehr will ich von Markenmanager Christian Kluge wissen. Christian schildert, wie neue Produkte entwickelt werden, welche Ware bleiben darf, welche geht. Welchen Hürden begegnet man als nachhaltiger Händler und welche Innovationen füllen in den nächsten Jahren die dm-Regale? Hört rein und lernt überraschende Seiten eurer Drogerie kennen!

Hier die ganze Folge zum nachlesen

Servus und herzlich willkommen zu Food Fak(t). Der Geschäftsführer der Drogeriekette dm, der hat unlängst gesagt: dm ist für ihn wie ein großes Plakat. Das sieht toll aus. Und wenn man dann ganz nah rangeht, dann sieht man aber viele kleine Pixel und Punkte, also Mosaiksteine, aus denen sich das große Ganze zusammensetzt. Ich freue mich, dass wir heute genau auf so einen Teilbereich drauf schauen dürfen, denn heute nehmen wir die Lebensmittelabteilung von dm unter die Lupe. Wir schauen uns an, was ist heute im Regal, wie zukunftsfähig ist dieses Angebot und wie werden denn die Bio-Lebensmittel sich in Zukunft weiterentwickeln? Unser heutiger Gesprächspartner Christian Kluge, der kennt sich damit aus. Er ist Markenmanager bei dmBio, also er ist damit für eine der größten Biomarken Deutschlands verantwortlich. Ich bin schon sehr gespannt, was in seinem Einkaufskorb liegt und was er aus seinem Nähkästchen so plaudern wird. Hallo lieber Christian. Servus, herzlich willkommen. Ich freue mich total, dass du hier bist. Wir haben heute ein sehr aufregendes Thema vor uns, sehr viel zu besprechen. Und ich habe gedacht, dann lass uns uns doch gleich mal zu Beginn stärken. Wir haben hier zwei Varianten von Kartoffelchips, die ich mitgebracht habe. Und zwar einmal sind es Kartoffelchips mit Prosecco-Aperol-Geschmack und einmal sind es Kartoffelchips Marihuana. Magst du das mal probieren? Einen von den beiden?

Einen von den beiden. Also hallo lieber Stefan. Schön hier zu sein. Ich freue mich über die Einladung und dann gibt es auch gleich noch was zum Start zum Verkosten. Okay, ich werde hier mal die Italian Spritz probieren. Also so würzig wie ein Chip eben ist, aber auch sehr süß, noch mit einer stark süßen Note drin, wahrscheinlich von dem Italian Spritzaroma an der Stelle.

Ist das ein Produkt, das du witzig findest, wenn jemand Marihuana-Chips verkauft ist? Ist das was Innovatives?

Also ich würde jetzt mal sagen, dass ein Lebensmittel zu aromatisieren jetzt nicht unbedingt was Innovatives oder was Gagiges ist, aber sicher, die Geschmäcker sind unterschiedlich und im Endeffekt für verschiedene Mäuler haben verschiedene Produkte dann schon irgendwie ihre Berechtigungen. Wir würden es jetzt bei dm in der Form nicht machen.

Das wollte ich gerade fragen. Du leitest ja den Markenbereich von dmBio. Warum? Warum würdest du das nicht ins Sortiment nehmen oder was wären denn Faktoren, dass so ein Produkt überhaupt ins Sortiment kommt?

Genau, ich bin verantwortlich für unsere Lebensmitteleigenmarke, dmBio. Auf was wir gänzlich verzichten bei der Marke sind schon mal Aromen, auch natürliche Aromen. Das wäre ein Thema, was bei uns keine Rolle spielen darf. Und jetzt sind es ja aromatisierte Chips. Insofern wäre das schon mal ein Konzept, was bei uns so nicht ins Sortiment einziehen würde. Und hier ist es jetzt noch im Speziellen ein Aroma, was ja ein Alkoholgetränk nachstellt. Also wir bieten jetzt bei dm generell auch keinen Alkohol an, weil das einfach für uns zu einer verantwortungsvollen Sortimentsgestaltung gehört.

Und es wäre jetzt in dem Fall auch nicht mal bio. Also wird jetzt wahrscheinlich auch das ein Kriterium sein, was ein No Go ist.

Im Lebensmittelbereich ist das Thema Bio ja tatsächlich geschützt. Also da darf man sich auch nicht einfach Bio nennen und wir tragen Bio im Namen. Und insofern müssen auch bei uns alle Produkte entsprechend biozertifiziert sein.

Warum ich das so ein bisschen mitgebracht habe? Ich nehme euch ja sehr trendig wahr. Ihr habt ja sehr viele Aktionen, jetzt gerade zum Backen im Herbst habe ich gesehen, was eben sehr auffällt im Regal. Warum macht ihr das? Reichen die Artikel, die ihr bei dm Bio im Regal habt, nicht aus? Was ist da der Hintergrund?

Ach, ich glaube, da muss man nur in sich selbst hören, als Kunde, wie sehr man es ja mag, immer wieder Neues zu entdecken. Ja, ich glaube, das steckt in uns Menschen drin, so Entdecker zu sein und sich über Neuigkeiten zu freuen. Du siehst es ja auch, sei es jetzt in unserem übrigen drogistischen Sortiment oder bei uns in den Lebensmitteln, wenn neue Produkte auf den Markt kommen, das wird sofort von Influencern, von Content Creatoren entdeckt und gepostet. Also ja, das ficht Menschen unheimlich an, Dinge neu zu entdecken, Neues auszuprobieren. Wir haben in unserem Kundenmagazin eine feste Rubrik, wo wir neue Produkte vorstellen. Und insofern, es macht uns riesig Spaß, immer wieder neue Themen auszuprobieren. Es macht unseren Kundinnen und Kunden Spaß, immer wieder Neues zu entdecken. Und das ist der Grund, warum wir regelmäßig Aktionen machen. Und dann ist es ja schon auch so, dass Lebensmittel, glaube ich, wie wenig andere Themen ja schon auch mit dem Thema Saison und Jahreszeit verbunden sind. Also im Sommer isst du anders als im Winter, willst im Sommer grillen, hast im Winter eher Lust vielleicht auf ein bisschen was Gesetzteres, auf Süßigkeiten zum Verschenken, was auch immer. Und du kannst natürlich durch Aktionen auch ein Thema über die Saison entsprechend mitbegleiten.

Und jetzt hat ja euer Geschäftsführer, der der Christoph Werner in einem Interview gesagt: ganz wichtig, man muss an den Kunden denken, an die Kundinnen denken. Wie macht man das in der Praxis denn eigentlich? Na ja, ich denke jetzt nicht, dass ein Kunde zu dm geht und sagt, ich möchte jetzt einen veganen Krabbensalat oder ich möchte eine Backmischung für Flapjack-Müsliriegel heute kaufen. Also wie bringt man denn Innovationen hinein? Also ist da zuerst die Henne oder das Ei? Der Kunde, die Kundin, wenn ich jetzt in der denke, die wird ja nicht sagen, ich erwarte mir jetzt so eine besonders spezielle Backmischung.

Du musst die Kundinnen, den Kunden mit in den Innovationsprozess integrieren, mitnehmen, weil sonst hast du am Schluss was Neues geschaffen, aber das ist da nicht wirklich eine Innovation, weil ich glaube, eine wirkliche Innovation zeichnet sich ja dadurch aus, dass du eben nicht nur was Neues kreierst, sondern dass es am Schluss auch einen wirklichen Mehrwert, eine Verbesserung, einen relevanten Nutzen mitbringt. Und dass du das im Endeffekt erzielst, musst du oder eben den Kundenwunsch von vornherein mit in deinen Innovationsprozess miteinbeziehen. Du hast jetzt gerade den Krabbensalat genannt, glaube ich, als Beispiel. Der ist ja auch nicht im luftleeren Raum entstanden, dass wir uns jetzt gesagt haben, jetzt machen wir morgen mal einen Krabbensalat, sondern da fragt man sich ja schon, was sind denn gerade aktuelle Themen, die wirklich für unsere Kundinnen und Kunden relevant sind? Und da kommst du eben zu dem Thema, dass man gerne Fisch isst oder dass Frau gerne Fisch isst, dass das Thema der pflanzlichen Ernährung, der pflanzenbasierten Ernährung ein großes Thema ist und dass natürlich auch Lebensmittel total angesagt sind, die auch mal so als kleine Zwischenmahlzeit dienen können, genutzt werden können. Dann hast du eigentlich schon drei Faktoren, die im Endeffekt dich auf die Idee bringen, einen Krabbensalat zu kreieren.

Das heißt, es geht eigentlich eher um die Kombination von Wünschen, von Bedürfnissen zu was Neuem, das landet dann irgendwann im Regal. Wie wird dann im Nachhinein gemessen oder wie wird im Nachhinein geprüft, ob das auch tatsächlich gut angekommen ist? Gibt’s noch andere Kriterien jenseits der Verkaufszahlen?

Also die Verkaufszahlen sind natürlich ein ganz relevantes Kriterium. Das ist ja auch toll, dass wir als Händler, der die Produkte dann selbst entwickelt und sie eben auch in den eigenen Märkten anbietet, dass wir relativ schnell merken, spricht das Produkt die Kundinnen und Kunden an anhand der Verkaufszahlen. Aber wir haben die unterschiedlichsten Kanäle, auch mit unseren Kunden in Kontakt zu treten. Wir haben einen dmBio Instagramaccount, wo wir Feedback bekommen, es gibt Bewertungen auf dm.de, wo Kunden entsprechend hinterlassen können, wie toll sie ein Produkt finden oder eben wie toll sie es vielleicht auch nicht finden. Es gibt unser Servicecenter, also da gibt es schon viele Möglichkeiten, mit den Kundinnen und Kunden in Kontakt zu treten und das tun die auch sehr gerne.

Und ist es dann so, dass man als Einkäufer oder als Entscheider dann beleidigt ist, wenn man jetzt z. b. so ein ganz tolles Produkt hat, man denkt sich, man hat jetzt hier einen Marihuana Keks oder Kräuterkeks, sagen wir es mal etwas neutraler.

Also Marihuana Kekse haben wir auch nicht im Sortiment. Auch das an der Stelle einmal festgestellt.

Also ein Kräuterkeks zur Frühjahresaktion und du denkst: super.

Ja, nimm den Maroni-Keks zum Herbst.

Genau, Maroni-Keks zum Herbst. Und dann kommt so ein Feedback im Onlineforum, na ja, das schmeckt wieder wie die Socken aus dem Schrank meiner Oma. Ist man dann persönlich beleidigt oder ist das dann egal?

Nö, also ich glaube beleidigt sein, das wäre auch wirklich die falscheste Reaktion, weil man hat sich ja bei den Produkten was gedacht und hat es sein Bestes gegeben, damit es am Schluss überzeugt. Und dann nimmt man das auf jeden Fall wirklich zur Kenntnis und wertet das für sich aus, schaut, an was kann es liegen. Man muss natürlich auch vielleicht mal berücksichtigen, dass auch die größte Verkostungsrunde am Schluss nicht den Geschmack von vielen Millionen Kunden abgebildet hat, die wir bei uns in den Märkten jeden Tag begrüßen dürfen. Ja, aber beleidigt sind wir nicht. Das Tolle ist, wir können ja an den Produkten arbeiten und sie weiterentwickeln. Und insofern sehe ich das eher als eine tolle Möglichkeit, die Produkte weiterzuentwickeln, wenn entsprechendes Feedback vorliegt.

Also es gibt jetzt bei dm keine beleidigte Leberwurst. Jetzt komme ich aber drauf, es gibt überhaupt keine Leberwurst bei dmBio. Warum? Also gibt es da eine bewusste Entscheidung, dass man nur auf rein pflanzliche oder vegetarische Produkte setzt?

Also wir für uns in der Eigenmarke haben entschieden, dass wir eine vegetarische Marke sein wollen, mit Ausnahme des Sortiments im Bereich der Babynahrung, da gibt es klare Empfehlungen von verschiedenen Institutionen, die sich eben dem Thema Ernährung und frühkindliche Ernährung widmen und deswegen bieten wir auch Babygläschen mit Fisch und Fleisch an. Aber im Standardsortiment, also neben der Babynahrung, sind wir rein vegetarisch unterwegs, sind zu 75 % vegan sogar an der Stelle. Ja, und ich glaube, das ist auch an der Stelle eine Kuratierung, eine gewisse Vorauswahl für unsere Kundinnen und Kunden, auch ein klares Profil. Das sorgt ja für Orientierung. Das ist ein Angebot, auch gemeinsam das Thema Ernährungswende anzugehen ich meine das Thema Fleischkonsum und die ganzen Probleme und Herausforderungen, die damit ja verbunden sind, glaube ich, da machen wir einfach ein gutes Angebot an der Stelle für Alternativen.

Wenn ich jetzt wieder an die Kundin, den Kunden denke, wäre ich nicht froh, wenn sie frische Milch kaufen könnte oder einen frischen Käse? Also das spricht so ein bisschen an, dass ich ja bei dm keine gekühlten Artikel bekomme. Ist das was, wo du sagst: Hm, eigentlich schade, weil die Kund:innen hätten es gern. Also würde ich als dm Markenmanager sagen wir z.B. gerne mal einen veganen Emmentaler haben in der Kühlung, der vielleicht dann auch besser schmeckt als einer der sterilisiert ist?

Ich habe gerade eben schon das Thema ‚klares Profil‘ genannt und eine gewisse Vorauswahl. Wir sind ein Drogeriemarkt, wir sind kein Supermarkt und als Drogeriemarkt haben wir für uns ein drogistisches Sortiment definiert, was eben durch eine gewisse Breite überzeugen soll, aber auch und gerade auch durch eine entsprechende Tiefe. Was stellt man sich in unter Tiefe vor? Für alle die jetzt vielleicht nicht so in diesen händlerischen Begriffen zu Hause sind. Ein Sortiment, wo es halt auch innerhalb der jeweiligen Kategorie eine entsprechende Vielfalt, eine entsprechende Auswahl gibt an der Stelle und in dem Rahmen haben wir auch unser Lebensmittelsortiment definiert. Wir haben da den Fokus auf ein Trockensortiment gelegt. Auch da vielleicht eine kurze Erklärung: Trockensortiment ist im Endeffekt alles außerhalb der Frische, also außerhalb von Obst, Gemüse und was eben nicht kühlpflichtig ist. Damit schaffen wir einfach ein klares Profil und eine klare Orientierung und können dann eben innerhalb dieses fokussierten Sortimentes auch wieder eine entsprechende Tiefe anbieten und an der Stelle unseren Kundinnen und Kunden händlerische Exzellenz einfach bieten.

Wenn du Exzellenz sagst, dann ist ja nicht nur die Qualität der Artikel und natürlich auch der Preis, der ja sehr oft überraschend niedrig auch ist, aber es ist letztendlich auch dieser ganze Aspekt der Nachhaltigkeit und da fand ich eigentlich immer interessant, wenn ich jetzt über dm lese oder Interviews, Podcasts höre, dass sehr oft eigentlich über Waschmittelplastik, also Rezyklate bei Waschmittel gesprochen wird, es geht über Windeln, es geht um CO2-Verbesserung von Klopapier. Ich als Foodie denke mir, ist jetzt Nachhaltigkeit in der Lebensmittelabteilung kein Thema? Wo ist da die Exzellenz?

Das Thema Nachhaltigkeit ist bei uns im Lebensmittelbereich nicht nur ein Thema, sondern das ist sozusagen unser Nordstern, der uns tagtäglich bei unserer Arbeit leitet. Das siehst du schon daran, dass wir 1986 Bio-Lebensmittel eingeführt haben. Heute sind Bio-Lebensmittel state of the art. Jeder, der Lebensmittel anbietet, hat auch Bio-Lebensmittel im Sortiment. Aber wenn du überlegst, was das `86 für eine Pionierleistung waren, dass wir damit ja auch einen ganz klaren Weg eingeschlagen sind, um eben im Bereich der Lebensmittel sehr nachhaltig unterwegs zu sein, ich glaube, das zeigt schon, wie relevant das Thema an der Stelle ist. Unsere Eigenmarke, für die ich hier sitze, ist komplett bio und wir beachten die nachhaltigen Aspekte unserer Produkte von der Wiege bis zur Bahre und arbeiten daran. Um vielleicht kurz auf deine Wahrnehmung einzugehen, warum vielleicht auch andere Themen, die unser übriges drogistisches Sortiment betreffen, wo viel über Nachhaltigkeit gesprochen wird: Wir haben 28 Eigenmarken, 28 dm-Marken und das Thema Nachhaltigkeit ist für uns als Unternehmen übergreifend ganz, ganz wichtig. Also wir sagen immer so, das gehört zu unserem unternehmerischen Selbstverständnis und dann kannst du dir vorstellen, da spielt natürlich Nachhaltigkeit in jeder unserer Marken eine große Rolle. Und je nachdem, welche Themen eben gerade vielleicht auch ganz aktuell bewegt worden sind, berichtet man darüber. In unserem Kundenmagazin findest du aber auch z.B. jeden Monat eine tolle Rubrik von der dmBio, wo wir darüber sprechen. Auf Social Media sprechen wir drüber.

Also ein Thema ist ja auch dieses Projekt HeimatERBE, was ich ganz toll finde, weil das ja auch so ein Stück weit Nachhaltigkeit zum Angreifen ist. Das ist ja nur eines von vielen Themen, was man auf Produkten findet oder wo man auch Informationen findet. Was hat es mit diesem Projekt auf sich?

Also bei HeimatERBE geht es darum, dass ökologisch degradierte Flächen, dass die wieder renaturiert werden, wieder revitalisiert werden.

Was heißt das?

Was heißt das? Also stell dir als ökologisch degradierte Fläche eine Fläche vor, die jahrzehntelang industriell genutzt wurde. Kannst du dir vorstellen, z.b. Flächen aus dem Bergbau, die sind halt extrem stark beansprucht und dadurch komplett aus dem ökologischen Gleichgewicht geraten.

Und diese Fläche macht ihr dann wieder nutzbar.

Unser Partner Green Zero ist ein Partner von uns, dazu gehört das Unternehmen HeimaterERBE, und die erwerben diese degradierten Flächen und schaffen dort Biotope, schaffen dort Artenvielfalt, bringen die Fläche wieder ins ökologische Gleichgewicht und schaffen somit eben auch Ansatzpunkte, um die Klimafolgen zu bewältigen. Und ich sehe es dir schon an. Jetzt ist natürlich die Frage, was hat das alles mit dm zu tun?

Ja genau.

Wir haben bei den dm-Marken unsere sogenannten Pro Climate Produkte entwickelt. Das sind Produkte mit einem möglichst geringen ökologischen Fußabdruck.

Das sind aber vor allem Waschmittel und Deos. Gibt es da auch im Lebensmittelbereich Pro Climate?

Also die Pro Climate Produkte erstrecken sich auch über die unterschiedlichsten drogistischen Sortimente bei uns. Viele unserer dm-Marken haben die im Sortiment und wir bei dmBio haben ein Haferdrink-Konzentrat im Angebot. Und das Tolle ist eben, das ist ein sehr ganzheitlicher Ansatz. Also ich sage ja, die sind erst mal so entwickelt, dass sie möglichst nachhaltig gestaltet sind. Und dann haben wir die Produkte auf wissenschaftlicher Grundlage ökobilanziert. Dann stellen wir fest, welche Umweltauswirkungen, welche Umweltlasten verbleiben trotzdem noch bei diesem Produkt, nachdem es nachhaltig optimiert wurde. Und diese Umweltkosten, die investieren wir dann eben in die HeimatERBE-Flächen, um dort die verbleibenden Umweltauswirkungen zu kompensieren. Und so wird ein Schuh draus mit HeimatERBE.

Das heißt, ich kaufe einen Haferdrink und dann geht €0,01, €0,05, was auch immer geht dann an ein Erdprojekt z.B. im Ruhrpott, wo eine Fläche verseucht ist und dann wird der Lebensraum wieder lebenswert gemacht.

Die muss jetzt nicht unbedingt verseucht sein, aber die ist einfach aus dem ökologischen Gleichgewicht geraten. Da gibt es keine entsprechende Fauna, keine entsprechende Flora mehr. Genau. Und wir haben jetzt z.B. bei unserem Haferdrink-Konzentrat ermittelt, dass in insgesamt fünf Wirkkategorien Umweltkosten verbleiben von 5,7 Cent. Und diese 5,7 Cent werden dann pro verkauften Paket Haferdrink-Konzentrat eben in die HeimatERBE-Flächen investiert und damit wird dort wieder Umweltwert geschafft.

Also man muss ja schon wirklich auf so einem Produkt relativ viel kommunizieren. Das ist ja echt eine sehr spannende, spannende Geschichte. Gleichzeitig gibt es ja auf Produkten total viele andere Logos. Ob es jetzt ein Fairtrade-, Naturland-Logo ist, klarerweise Biologo. Aber sind denn diese Logos jetzt per se auf den Produkten überhaupt wichtig? Braucht man die?

Also ein Siegel ist ja nicht auf der Verpackung, dass da ein Siegel drauf ist, sondern die Frage ist immer, für was steht das Siegel? Ja, welche Werte, welche Kriterien sind damit verbunden? Und wenn das entsprechende Produkteigenschaften sind, die für das Thema Nachhaltigkeit relevant sind, die für unsere Kundinnen und Kunden relevant sind, dann ist auch auf jeden Fall das Siegel gerechtfertigt. Weil ich glaube, da gilt der alte Spruch ‚Ein Bild sagt mir als tausend Worte‘ und ein Siegel bietet dann einfach eine super schnelle Orientierung im Markt. Also wenn jetzt jemand unterwegs ist und dann gerne vegan die Produkte einkaufen möchte, haben wir das Proveg-Siegel auf einer Verpackung. Wenn jemand nach einer glutenfreien Ernährung sucht, dann gibt es diese durchgestrichene Ähre von der DZG. Naturlandsiegel sagt was über den ökologischen Anspruch aus und das ist natürlich viel schneller erfassbar im Vergleich, wenn du es jetzt irgendwie in einem langen Fließtext ausführst.

Aber das heißt die Konsumentin, der Konsument müssen ja alle sehr geschult sein, bevor sie einkaufen gehen, oder nicht? Das muss ich ja mal alles wissen, dass diese Ähre, die durchgestrichen ist – Gut, wenn ich jetzt Zöliakie habe, weiß ich das wahrscheinlich.

Dann bist du da im Bilde auf jeden Fall. Genau. Aber klar, wir haben eine Homepage, da versuchen wir auch über die Themen aufzuklären, die Siegel zu erklären. Wo wir als Ratgeber und als Infogeber fungieren können, tun wir das total gerne und bieten auch die entsprechenden Informationen.

Was ich neugierige Nase jetzt auch noch entdeckt habe, neu auf den Verpackungen ist der dm Produktweg. Was ist denn das?

Der dm Produktweg, das ist eine Erfindung von unseren Kollegen aus dem Bereich Kindertextil. Die bringen den schon eine ganze Zeit auf ihren Produkten auf. Das ist ein QR-Code und ein Buchstaben- oder Zahlencode und je nachdem ob du jetzt ein Smartphone zur Hand hast, kannst du den QR-Code scannen oder wenn du zu Hause vor dem Laptop sitzt, dann nimmst du den Zeilencode und gibst den ein und bekommst dann wirklich sehr ausführlich den Werdegang des Produktes geschildert, aufgezeigt vom Rohstoff, wo der herkommt, über die Orte und die Stellen und die Art, wie er verarbeitet wurde. Also der komplette Produktweg, wie schon der Name sagt und damit starten wir jetzt gerade bei dmBio. Jackfruit und Mangostreifen sind die ersten beiden Produkte, die den Produktweg tragen werden und weitere werden folgen.

Das heißt, es ist auch ein Weg, um den Leuten zu zeigen, dass die Produkte ethisch nachhaltig sind und du siehst ja dann auch den Produzenten, nehme ich an, oder?

Den Produzenten jetzt im Sinne des Namens, den siehst du nicht, aber du siehst, woher die Rohstoffe kommen, aus welchem Land. Du siehst, welche Sozialkriterien, welche Nachhaltigkeitskriterien gewährleistet und eingehalten sind bei dem entsprechenden Produkt. Genau, du siehst wo es verarbeitet wurde, also wo es produziert wurde. Das sind alles Themen, wo du dich dann voll umfänglich darüber informieren kannst.

Ist das auch vielleicht ein Thema, was man macht, um dem Gesetzgeber nachzukommen? Weil es gibt ja jetzt dieses Lieferkettengesetz, das sagt, die Lieferketten müssen transparent sein. Ist das jetzt so eine Gehorsamsaktion oder sagt man, nee, jetzt will ich wirklich informieren und da mal was zeigen. Oder geht das Hand in Hand?

Also wir haben das ja schon in die Wege geleitet, als es das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz noch nicht gab. Und das Thema Transparenz, eine gute Lieferkette zu haben, das ist uns seit Beginn wichtig. Also bei jedem Produkt, welches wir einführen, machen wir, wir nennen das eine Lieferkettenabfrage. Also wir schauen uns alle Rohstoffe an, die in dem Produkt sind, schauen, woher kommt das, schauen wie gesagt, wenn der Rohstoff außerhalb von der EU bezogen wird, welche Sozialstandards, welche Umweltstandards liegen vor. Und auf den Mono-Produkten, also die aus einem Rohstoff bestehen, Trockenfrüchte, Nüsse, Saaten, diese Themen, da drucken wir seit jeher die Herkunft der Produkte auf, weil wir der Meinung sind, das ist eine relevante Information für eine bewusste Entscheidung. Und insofern haben wir das schon auf dem Schirm, auch unabhängig von den gesetzlichen Maßstäben. Klar, wenn du jetzt natürlich ein Produkt hast, wo verschiedene Zutaten drin sind, eine komplexere Rezeptur, ich nehme jetzt mal einen Keks, oder ein Brotaufstrich, wo du vielleicht auch noch ein kleine Etikett hast und wo sich vielleicht auch aufgrund der Verfügbarkeit von einem Rohstoff auch die Herkunft ändern kann. Da ist es dann schon sehr schwierig, die Herkunft aller Rohstoffe auf so einer Verpackung anzugeben. Aber da geben wir zumindest nach Möglichkeit die Herkunft dann der Primärrohstoffe an, also der Hauptzutaten oder jetzt eben dann mit dem Produktweg einfach noch eine etwas illustriertere und auch eine bebilderte Geschichte, um die Themen dann nachzuvollziehen.

Ich finde es interessant, du sprichst die Verfügbarkeit der Rohstoffe an. Jetzt sehen wir ja heute bei ganz vielen Rohstoffen, dass sich durch den Klimawandel die Verfügbarkeit erheblich ändert, auch der Preis natürlich sich ändert. Wie geht dmBio damit um? Jetzt auch nicht nur vielleicht auf den Produktweg bezogen, sondern insgesamt auch auf die Beschaffung, auf die Preise.

Ich glaube, das A und O an der Stelle sind vertrauensvolle und langfristige Partnerschaften. Die bieten allen Seiten eine ganz relevante Verlässlichkeit und Planbarkeit an der Stelle. Wenn du eine gute Partnerschaft, wenn du eine verlässliche Partnerschaft hast, hilft das den Landwirten entsprechend dann auch zu planen, die Rohstoffe anzubauen, die wir eben benötigen, um sie unseren Kundinnen und Kunden in der entsprechenden Menge anzubieten. Ich glaube, das ist ein ganz wichtiges Thema

Aber ich frage mich jetzt schon: klar, lange Partnerschaften, aber wenn jetzt in Milchreis z.B. aus Italien kommt und dann wächst da keiner, weil einfach die Erde austrocknet, holt man den dann aus Vietnam oder aus Argentinien oder sagt man ‚Sorry, Leute, jetzt gibt’s mal ein halbes Jahr keinen Milchreis‘. Was ist da ehrlicher oder wo geht da der Zug hin? Was schätzt du ein?

Da würde ich sagen: sowohl als auch. Also natürlich schauen wir, wenn man merkt, ein Rohstoff wächst in Gefilden nicht mehr, wo er vielleicht bisher gewachsen ist, dann schaut man natürlich nach alternativen Herkünften und da entscheidet man sich dann nicht kurzerhand, sondern auch da geht es darum, natürlich aus sinnvollen Herkünften zu beschaffen, wo auch da die Sozialstandards sind, die Umweltstandards entsprechend gewährleistet sind. Aber das kann auch schon mal dazu führen, dass man da auch einfach mal eine gewisse Zeit ein Produkt nicht mehr anbieten kann. Also ich denke da z.B. an unsere Datterini, die wir unseren Kunden angeboten haben. Datterini sind kleine Minitomaten und das ist ein Sensibelchen diese Pflanze.

Noch nie gehört. Sind das so kleine Cocktailtomaten?

Ja genau, es gibt ja so eierförmige Tomaten und im Endeffekt sind das kleine Cocktailtomaten, aber eher so ein bisschen eierförmig.

Das ist natürlich jetzt böse. Jetzt sagst du, das gibt es nicht mehr oder wie? Jetzt will ich die natürlich probieren.

Die werden wir im kommenden Jahr unseren Kundinnen und Kunden nicht anbieten können. Da hat uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Gibt es die jetzt noch bei dm?

Die gab es das letzte Jahr und jetzt ist die Ernte aus dem letzten Jahr aufgebraucht und insofern wird es jetzt geschälte ganze große Tomaten geben.

Datterini, bitte komm zurück. Ich will sie probieren.

Wir hoffen, dass wir sie auch in Zukunft wieder anbieten können.

In Zukunft: Was denkst du denn, wie wird sich die Biobranche in Zukunft entwickeln? Was wird da passieren, wie wird die in Zukunft aussehen? Hast du eine Einschätzung: Wird das nur die Datterini sein oder gibt es da in Zukunft noch andere fehlende Artikel im Regal oder neue, die wir bisher nicht kennen?

Sowohl als auch. Also das Thema resiliente Lieferketten, das ist sicher ein Thema. Das ist ja genau das, was wir gerade besprochen haben.

Resiliente heißt, dass es die nicht mehr gibt dann?

Naja, also Lieferketten eben auch so zu gestalten, dass sie möglichst resilient sind gegen den Klimawandel. Also wirklich auch mit Blick darauf zu schauen, wo baut man Produkte an, in die biologische Züchtung auch zu investieren, also Sorten auch zu züchten, die mit den Effekten oder mit den Folgen des Klimawandels an der Stelle dann auch einfach besser klarkommen. Da würde ich sagen, das ist auf jeden Fall ein ganz wichtiges Thema, was uns im Biobereich bewegen wird. So das Next Level Bio. Das Thema regenerative Landwirtschaft ist sicher ein Thema, was stärker kommen wird. Was ich ganz spannend finde, ist das Thema KI, Robotik, also so das Traditionelle der biologischen Landwirtschaft mit den neuen technischen Errungenschaften zu kombinieren, ist sicher ein spannendes Thema. Ja, und am Anfang hatten wir noch über die pflanzenbasierte Ernährung gesprochen. Auch das wird nicht nur ein Trend bleiben, sondern das wird spannend werden, was wir da in der Biobranche zukünftig an spannenden neuen Produkten für uns Kundinnen und Kunden entwickeln werden. Neben kultiviertem Fleisch, neben den ganzen Themen wie Präzisionsfermentation und, und, und.

Wir reden ja in dem Podcast doch relativ viel über Laboressen. Ist das ein Thema? Also wird das in Zukunft auch bei dmBio eine Rolle spielen? Oder heißt es dann gar nicht mehr dmBio? Also wird es z.B. für Laboressen ein Laborlogo geben statt eines Biologos? Kann das sein?

Wir fühlen uns der biologischen Landwirtschaft verpflichtet. Wir haben heute eine Marke, die trägt Bio im Namen und das sagte ich auch gerade. Ich glaube, das wird ein ganz spannender Punkt sein, wie man eben mit Bio-Lebensmitteln weiterhin interessante, spannende Themen wie Plant Based Food, Fleischersatz und das Ganze entsprechend anbieten kann. Dass es da vielleicht noch weitere Sortimente und Marken geben wird, das wird die Zukunft an der Stelle zeigen. Da ja heute das Thema Bio sich auch immer auf das Bodengebundene bezieht, wird nach heutigem Stand sicher ein Laboressen kein Biologo tragen.

Also das heißt, ich höre ein bisschen raus, du möchtest jetzt nicht Markenmanager von dmLabs werden, wenn das jetzt z.B. eine neue Eigenmarke wäre?

Ich glaube, wir haben ganz viele spannende Themen, die uns im Bio Bereich bewegen und die wir angehen können und weiterentwickeln können. Insofern mache ich sehr gerne als Markenmanager auf dem Bereich dmBio weiter, oder?

Gut, dann lassen wir das das Labor den Laboranten und den Chemiker:innen. Und ich würde sagen, back to the roots. Knabbern wir noch ein paar Kartoffelchips, oder? Von diesen doch sehr gut gewürzten. Und für dich als kleines Dankeschön noch mal was Besonderes. Ich habe nämlich hier diese Madness Bonbons für Dich, diese sauren.

Ja, finde ich auch sehr interessant, passen zu Halloween.

Sie heißen Mystery Madness. Im Übrigen, es wird natürlich hier nichts gesponsert. Das sind einfach alles nur Artikel, die ich spannend finde und die bringe ich mit. Also da zahlt jetzt keiner dafür, um Gottes willen, ist keine Werbung, aber Mystery Madness kann man immer brauchen. Verrückte Ideen sind auch immer gut und vielleicht inspiriert das ja für andere Knabber- und Süßigkeitsideen im Regal, die wir dann doch vielleicht in Zukunft im dm Sortiment finden., lieber Christian. Danke fürs Gespräch.

Ich danke dir sehr für die Einladung.Das wars für diese Folge von Food Fak(t). Ich werde mich jetzt mal auf Einkaufstour begeben und dabei schaue ich nicht nur zu dm, sondern vielleicht auch bei Rossmann oder Müller vorbei, denn auch die haben ja immer wieder tolle und viele Überraschungen im Regal. Wenn ihr bei eurem Drogeriemarkt um die Ecke was Tolles oder was Neues entdeckt oder irgendwas seht, was ihr besonders interessant findet, so würde es mich echt freuen, wenn ihr mir das schreibt. Einfach auf Instagram bei foodfakt_podcast, dort gibt es natürlich auch alle Hintergrundinfos zum heutigen Gespräch. Baba und Servus, bis zum nächsten Mal.